In der Nacht auf Sonntag gab es im Ukraine-Krieg erneut Angriffe – betroffen war die Stadt Dnipro. Die Nacht im Überblick.
Ukraine-Krieg
Einsatzkräfte in Dnipro, wo Russland in der Nacht auf Sonntag erneut Raketen abfeuerte. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Nacht auf Sonntag gab es erneut russische Angriffe auf die Ukraine.
  • In einem Vorort von Dnipro wurde ein kleines Mädchen tot aus den Trümmern geborgen.
  • «Wieder hat Russland gezeigt, dass es ein Terrorstaat ist», kommentierte Selenskyj.

Nach einem russischen Angriff in einem Vorort der Millionenstadt Dnipro wurde ein zweijähriges Mädchen tot unter Trümmern eines Hauses gefunden. Die Behörden meldeten am frühen Sonntagmorgen zudem 22 Verletzte, darunter auch fünf Kinder.

Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Samstagabend in Kiew gesagt: «Wieder hat Russland gezeigt, dass es ein Terrorstaat ist.» Der Staatschef veröffentlichte ein Video, auf dem ein völlig zerstörtes zweistöckiges Gebäude zu sehen war.

Einsatzkräfte suchten noch nach Überlebenden. Behördenangaben vom Sonntag zufolge wurden in dem Ort auch zehn Privathäuser, ein Auto, ein Geschäft sowie Gaspipelines beschädigt.

Viele Zivilisten von Ukraine-Krieg betroffen

Russische Raketen- und Drohnenangriffe treffen in der Ukraine immer wieder auch zivile Infrastruktur. Laut Selenskyj schlug ein Geschoss zwischen zwei zweistöckigen Wohnhäusern ein.

Zuvor hatte es in der Region Luftalarm gegeben. Es war unklar, was genau dort eingeschlagen war. Dnipro liegt im Südosten der Ukraine.

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. - EPA

Selenskyj sagte: «Die Russen werden die Verantwortung tragen für alles, was sie unserem Staat und den Menschen angetan haben.» In seiner abendlichen Videobotschaft dankte er Rettungskräften, Kämpfern und allen, die ihren Beitrag leisteten im Kampf gegen den Ukraine-Krieg.

Selenskyj sieht Ukraine bereit für Gegenoffensive

In einem Interview sagte Selenskyj, dass er das Land bereit für die seit langem angekündigte Gegenoffensive sehe.

«Wir glauben sehr an den Erfolg, ich weiss nicht, wie lange wir Zeit brauchen», sagte er. Zugleich wies er darauf hin, dass es dauern könne und der Preis für den Erfolg hoch sein werde.

Zugleich forderte Selenskyj erneut deutlich mehr US-Flugabwehrsysteme vom Typ Patriot, in dem Interview nannte er die Zahl 50. Die Patriot-Raketen böten den besten Schutz vor Russlands Terror. Aktuell dürfte die Ukraine dem US-Fernsehsender CNN zufolge zwei Patriot-Systeme im Einsatz haben.

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Zerstörung im Ukraine-Krieg: Ein abgeschossenes Gebäude in Dnipro. - keystone

Russland hatte in den vergangenen Tagen so viele Raketen und Drohnen auf die Ukraine gefeuert wie noch nie. Die ukrainische Luftverteidigung meldete immer wieder, dass alle oder fast alle dieser Flugobjekte dank der westlichen Abwehrsysteme abgeschossen worden seien. Trotzdem gab es Tote und Verletzte. Auch hinterlassen Trümmer abgeschossener Raketen und Drohnen teils massive Schäden an Gebäuden, Autos und Strassen.

Selenskyj hatte am Samstag ein Video von einem Gespräch mit Journalisten aus Lateinamerika veröffentlicht. Darin betonte er, dass mit der derzeitigen russischen Führung keine Verhandlungen für ein Kriegs-Ende möglich seien. Die einzige Chance für Russland sei, seine Truppen aus der Ukraine abzuziehen, sagte er.

Russisches Militär baut Musterungspunkte für Ukraine-Krieg aus

Dagegen denkt Russland laut Regierung nicht ans Aufgeben. Das russische Verteidigungsministerium hat nach eigenen Angaben die Zahl der Musterungsstellen zur Anwerbung Freiwilliger für den Ukraine-Krieg ausgeweitet.

Es gebe mehr solcher Punkte und mehr Instrukteure, um mit den Kandidaten zu arbeiten. Das teilte das Ministerium am Samstag in Moskau mit. So könnten mehr Verträge mit Bürgern für den Kriegsdienst abgeschlossen werden. Die Zahl der Bewerber, die «ihr Leben mit dem Kriegsdienst verbinden wollen», sei in «bedeutendem Masse» gestiegen.

Nach offiziellen Angaben hatten sich in den vergangenen Monaten im Zuge einer Werbekampagne rund 100'000 Russen Freiwillige zum Kriegsdienst gemeldet. Etwa ein Viertel der geplanten Zahl.

Öffentliche Kritik an Kriegsführung in Russland nimmt zu

In Russland wächst derweil die öffentliche Kritik an der eigenen Kriegsführung. Denn die Truppen Moskaus können keine militärischen Erfolge gegen den Widerstand der ukrainischen Streitkräfte vorweisen. Der prominente Parlamentsabgeordnete Konstantin Satulin von der Regierungspartei Geeintes Russland beklagte bei einer Konferenz ein Versagen und Fehler Moskaus.

Die «militärische Spezialoperation» hätte gleich von Anfang als «Krieg» bezeichnet werden müssen, meinte Satulin. Es sei nicht nur eine Fehleinschätzung gewesen, den Ukraine-Krieg innerhalb weniger Tage gewinnen zu können; es sei auch nicht ein einziges vom Kreml ausgegebenes Kriegsziel erreicht worden.

Solche Aussagen von Abgeordneten sind ungewöhnlich. Allerdings ist Satulin insofern auf Kreml-Linie, als dass er den Krieg unterstützt. Der Abgeordnete bejahte die Frage, ob die Ukraine als Staat überleben werde. «Weil unsere Kräfte nicht ausreichen, um das zu verhindern – bei solch einer Unterstützung, die sie erhält.»

Ukraine-Krieg: Was am Sonntag wichtig wird

Die Ukraine bereitet sich weiter auf ihre Grossoffensive vor, während sich die regulären Kämpfe auf den Donbass konzentrieren.

Auch in der von ukrainischer Seite seit Tagen beschossenen russischen Grenzregion bleibt die Lage laut Behörden gespannt. Dort mussten teils ganze Ortschaften evakuiert werden wegen des Artilleriefeuers und der massiven Zerstörungen.

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