Tschechen drehen trotz «Woke»-Debatte neue Winnetou-Serie

Kaum ein Thema wird derzeit so hitzig diskutiert wie Diskriminierung und kulturelle Aneignung. Mehrere Sender und Verlage streichen deshalb die Winnetou-Geschichten aus ihrem Angebot. Kritiker sprechen von «Woke-Wahnsinn» oder «Zensur».

Unbeeindruckt von der Aufregung zeigt sich das Museum der tschechischen Stadt Usti nad Labem. In Kooperation mit der Filmgesellschaft 3D Pro dreht die Institution kurzerhand eine neue Winnetou-Serie!

Drehbuchautor Martin Krsek stellt in einer Mitteilung den Plot vor: Der Häuptling und sein Freund Old Shatterhand machen sich auf die Suche nach einem Schatz des Winnetou-Schriftstellers Karl May.

Dieser hat im Jahr 1897 in Usti gelebt und dort offenbar etwas Wertvolles versteckt. So folgen die Figuren ihrem Schöpfer und unternehmen eine Zeitreise in die Moderne.

Die Dreharbeiten sind Teil des Projekts «Schatz an der Silberelbe». Ziel ist es, vor allem jungen Tschechen Usti und das Elbtal näherzubringen. Winnetou dient sozusagen als Botschafter für die tschechische Natur und für die Stadt. Wichtige Werte wie der Naturschutz sollen den Zuschauern in den fünf Folgen vermittelt werden.

Krsek versteht den Streit um die Indianer-Filme indes nicht. Gegenüber der deutschen «Bild»-Zeitung sagt er: «Winnetou ist ein makelloser Held, ein Anhänger der Schwachen, ein Träger hoher moralischer Werte. Er ist ein Kenner der Natur, der mit Demut ihre Gesetze respektiert.»

Gemäss dem Museum in Usti gehört das Elbtal zu den wertvollsten Naturgebieten Europas. Zahlreiche bedrohte Arten leben in diesem Gebiet. Unter anderem der Europäische Biber ist dort heimisch.

Ausgelöst wurde die Polemik um Winnetou, als der Ravensburger Verlag ein Buch zu einem neuen Film zurückzog. In der Folge sah sich der Verlag mit einem Shitstorm konfrontiert. Auch die ARD hat beispielsweise später bekannt gegeben, den Klassiker vorerst nicht mehr auszustrahlen.