Trotz Nebenwirkungen werden gefährliche Antibiotika oft eingesetzt
Die teils erheblichen Nebenwirkungen von Fluorchinolon-Antibiotika sind lange bekannt. Trotzdem werden die Präparate weiterhin häufig verschrieben.

Das Wichtigste in Kürze
- Sogenannte Fluorchinolone weisen schwere Nebenwirkungen auf.
- Drei Millionen Patienten in Deutschland bekamen diese Antibiotika trotzdem verschrieben.
In Deutschland werden immer noch häufig Fluorchinolone verschrieben: eine Antibiotikagruppe, die schwerwiegende Nebenwirkungen haben kann. Mehr als drei Millionen aller gesetzlich krankenversicherten Patienten erhielten entsprechende Präparate. Obwohl diese Risiken schon seit Jahren bekannt sind.
Das ist das Ergebnis einer Berechnung des WIdO. 40'000 der Patienten könnten, so die Hochrechnung des WIdO, von Sehnenrissen, Schädigungen des Nervensystems sowie der Hauptschlagader betroffen sein.
Gefährliche Nebenwirkungen werden ignoriert
Mit Antibiotika werden Infektionen behandelt, die durch Bakterien ausgelöst werden. Im europäischen Vergleich werden diese in Deutschland zwar seltener verschrieben. Ihr Verbrauch stieg hierzulande allerdings zwischen 1994 und 2014 an.
2018 wurden nach Erfassung des WIdO 310 Millionen Antibiotika-Tagesdosen verordnet. Davon entfielen 8,2 Prozent oder 25,6 Millionen Tagesdosen auf die Fluorchinolon-Antibiotika, bei denen besonders schwere Nebenwirkungen möglich sind.
3,8 Millionen Patienten wurden im Jahr 2017 und 3,2 Millionen Patienten 2018 mit einem Medikament aus dieser Wirkstoffgruppe behandelt wurden. Das entspreche jährlich um die fünf Prozent der mehr als 72 Millionen gesetzlich Krankenversicherten.