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Krieg in Syrien: Türkei droht Assad mit Vergeltung

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Deutschland,

Im Nordwesten Syriens wird die Lage für die Menschen immer schlimmer. Deutschland hofft auf russische Hilfe bei der Suche nach Frieden. Auch die Türken haben sich deshalb für Montag in Moskau angekündigt.

Zivilisten auf der Ladefläche eines Fahrzeugs bei der Flucht aus Idlib. Foto: Ugur Can/DHA/dpa
Zivilisten auf der Ladefläche eines Fahrzeugs bei der Flucht aus Idlib. Foto: Ugur Can/DHA/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Türkei hat dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad mit Vergeltung gedroht, sollten Regierungstruppen in der umkämpften Provinz Idlib weiter die türkische Armee angreifen.

«Das Regime muss das wissen: Die Türkei wird dort keine Grenzen kennen, sollte es weiter solche Angriffe auf unsere Truppen geben», sagte Vizepräsident Fuat Oktay im türkischen Fernsehen. Diese Botschaft sei auch den Russen übermittelt worden. Während Ankara in der Region islamistische Rebellen unterstützt, steht Moskau in dem Konflikt an der Seite des syrischen Machthabers Assad.

Gleichwohl wollen die Türkei und Russland Anfang kommender Woche in Moskau über die kritische Lage in der umkämpften Provinz im Nordwesten Syriens beraten. «Unsere Delegation wird am Montag nach Moskau reisen», sagte der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu am Samstag am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz. Zuvor sei bereits eine russische Delegation in Ankara gewesen.

Sollten die diplomatischen Bemühungen keine Früchte tragen, sei Ankara seinerseits aber auch zu dann notwendigen Massnahmen bereit. Angriffe syrischer Truppen seien inakzeptabel, sagt Cavusoglu. Er sprach am Samstag auch mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow über die Situation in der Rebellenhochburg Idlib, wie das russische Aussenministerium bestätigte. Die Begegnung war ursprünglich für Sonntag geplant gewesen. Die Lage sei ausführlich erörtert worden, hiess es.

Lawrow sagte wenig später bei der Sicherheitskonferenz, die Kontakte zwischen beiden Ländern bestünden weiter. Die Beziehungen zur Türkei bezeichnete er als «sehr gut». «Das heisst aber nicht, dass wir in allem übereinstimmen.» Über die Situation in Idlib sprach am Samstag auch US-Präsident Donald Trump mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan, wie die türkische Seite mitteilte. Demnach bezeichneten beide Präsidenten die Angriffe des syrischen Militärs als inakzeptabel.

Aussenminister Heiko Maas forderte indes Russland auf, sich für ein Ende der Kämpfe in der Provinz Idlib einzusetzen. «Wir haben grosse Befürchtungen, dass es da zu einer humanitären Katastrophe kommt, wenn die Kämpfe, die es da gibt, nicht zum Ende kommen», sagte er in München nach Treffen mit Cavusoglu und Russlands Aussenminister Lawrow. Moskau müsse seinen Einfluss auf die syrische Regierung nutzen, damit die Kampfhandlungen eingestellt würden. «Ansonsten rechnen wir damit, dass noch mehr Menschen die Region verlassen werden. Das ist etwas, woran niemand ein Interesse haben kann.»

Nach einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats hatten bereits am Freitag mehrere EU-Staaten die Situation in Idlib scharf kritisiert. Man sei wegen des eskalierenden Konflikts «zutiefst alarmiert», teilten Deutschland, Frankreich, Polen, Estland und Belgien in New York mit.

Unterdessen hat das russische Militär türkischen Soldaten in der Provinz Idlib vorgeworfen, Falschinformationen zu verbreiten. Die Führung in Ankara werde nicht über die wahre Lage rund um die Rebellenhochburg aufgeklärt, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. «Solche unverantwortlichen Aussagen tragen nur zur Eskalation der Situation bei.» Es drohe die Gefahr «hastiger Entscheidungen», die nicht im Interesse beider Länder seien.

Konkret warf die russische Armee den türkischen Soldaten vor, falsche Angaben zu getöteten syrischen Streitkräften nach Angriffen der Türkei gemacht zu haben. Moskau beklagte einmal mehr einen andauernden Beschuss von bewohnten Ortschaften durch Rebellen. Solche Provokationen müssten eingestellt werden, forderte Russland.

Die russische Agentur Interfax zitierte eine nicht näher genannte Quelle beim Militär, die behauptete, dass die Türkei bereits mehr als 70 Panzer und 200 gepanzerte Fahrzeuge nach Idlib gebracht habe.

Nach jüngsten Angaben der Vereinten Nationen sind seit Anfang Dezember mehr als 800.000 Menschen aus der letzten grossen syrischen Rebellenhochburg vertrieben worden. Kaltes Winterwetter von bis zu minus sieben Grad vergrössere die Not weiter. In der Region um Idlib leben nach UN-Schätzungen rund drei Millionen Zivilisten.

Dominiert wird das letzte grosse Gebiet der Rebellen von der Al-Kaida-nahen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS). Die Truppen von Syriens Präsident Assad hatten im vergangenen Jahr eine Offensive auf Idlib begonnen. Trotz einer Waffenruhe setzten sie die Angriffe zusammen mit der verbündeten russischen Luftwaffe auch in den vergangenen Wochen fort.

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