Ein Werk des Schriftstellers Ödön von Horvath (1901-1938) erregt die Gemüter der ethnischen Ungarn in der nordserbischen Region Vojvodina. Horvaths sozialkritisches Drama «Kasimir und Karoline» ist dem Präsidenten des Ungarischen Rats von Subotica (Szabadka), Jenö Hajnal, ein Dorn im Auge.
Viele Schriftsteller können kaum ohne ihr Schreibmaschine leben.
Viele Schriftsteller können kaum ohne ihr Schreibmaschine leben. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Er verweigert dem Wandertheater «Tanyaszinház» die Subvention für eine Tournee mit diesem Stück.

Daraufhin starteten Künstler vor Ort eine Protest-Petition.

In einem offenen Brief beklagte Hajnal, dass Stücke wie «Kasimir und Karoline» dem Publikum nur «Vulgarität als Selbstzweck, uferlose Geschmacklosigkeit» sowie «Provokationen» böten. Theater solle stattdessen unterhalten, «kluge Besinnlichkeit» sowie «die Weisheit der Volksmärchen» vermitteln, zitierte ihn die Lokalzeitung «Szabad Magyar Szó».

Regisseur Robert Lenard kann sich Hajnals Haltung nicht erklären. «Ich kenne ihn seit 25 Jahren. Nie hatten wir derartige Probleme mit ihm», sagte Lenard der Nachrichtenagentur DPA. «Dabei kommen in dem Stück doch kaum Kraftausdrücke vor. Vielleicht zweimal das Wort 'Arschloch' und einmal 'Scheisse'». Von Horvaths Gesamtwerk war von den deutschen Nationalsozialisten verboten worden, die den Autor zudem ins Exil getrieben hatten.

«Kasimir und Karoline» aus dem Jahr 1932 handelt von der Unmöglichkeit der Liebe angesichts von Armut und Wirtschaftskrise. «Dieselben Probleme haben wir hier heute, vor allem auch durch die Corona-Pandemie», sagte Lenard. Weil die Tournee nun ausfallen muss, werde das «Tanyaszinaz» («Einödhof-Theater») das Horvath-Stück nur im Vojvodina-Dorf Kavilo aufführen, dem formellen Sitz der sehr erfolgreichen Wanderbühne.

In der Vojvodina leben etwa 250 000 ethnische Ungarn, die dort die grösste Minderheit darstellen. Ihr Selbstverwaltungsorgan Ungarischer Rat wird von zahlreichen Stiftungen aus Ungarn mitfinanziert.

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