Russland hat in Moskau mit grossangelegten Impfungen gegen das Coronavirus begonnen. Es sollen bis Ende Jahr zwei Millionen Menschen geimpft werden.
Sputnik V
Ein Mitarbeiter des Gesundheitswesens führt in Moskau eine Impfung mit dem Corona-Impfstoff «Sputnik V» durch. Foto: Pavel Golovkin/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Damit gehört Russland zu den ersten Ländern weltweit, die ihre Bevölkerung in grösserem Stil gegen die Lungenkrankheit Covid-19 impfen lassen.
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Russland hat in seiner Hauptstadt Moskau mit grossangelegten Impfungen gegen das Coronavirus begonnen. Der von russischen Wissenschaftlern entwickelte Impfstoff «Sputnik V» wurde am Wochenende in insgesamt 70 Kliniken mehr als 25 000 Freiwilligen verabreicht.

Die staatlichen Medien bejubelten den Beginn der Impf-Kampagne und verglichen ihn mit dem Vordringen der Sowjetunion ins Weltall. Eine der Schlagzeilen lautete: «Der Start des Sputniks!» Der «Sputnik» war 1957 der erste künstliche Erdsatellit im Kosmos.

Damit gehört Russland zu den ersten Ländern weltweit, die ihre Bevölkerung in grösserem Stil gegen die Lungenkrankheit Covid-19 impfen lassen.

Moskau möchte sieben Millionen Menschen impfen

Zum Auftakt bekamen Mitarbeiter des Bildungs- und des Gesundheitswesens sowie sozialer Dienste den Impfstoff. In Europas grösster Stadt mit offiziell zwölf Millionen Einwohnern hatten sich Tausende für den Start am Samstag einen Termin geben lassen. Bürgermeister Sergej Sobjanin gab die Zahl der bisher Geimpften am Sonntagmittag mit 25 000 an. Insgesamt sollen in Moskau bis zu sieben Millionen Menschen geimpft werden.

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Für den Krieg, den Wladimir Putin führt, will Ekat nicht verantwortlich gemacht werden. Sie ist für Frieden auf der Welt. - Keystone

Der TV-Sender Rossija 24 zeigte, wie riesige Kühltaschen mit der Aufschrift «Sputnik V» per Flugzeug auch in andere Teile des riesigen Landes gebracht wurden. In anderen Regionen beginnen die Massenimpfungen in den nächsten Tagen. Sie sind kostenlos und freiwillig.

Zugelassen sind zunächst aber nur Menschen im Alter zwischen 18 und 60 Jahren. Impfen lassen kann sich, wer von Berufs wegen viel Kontakt mit anderen hat und deshalb einem besonderen Risiko ausgesetzt ist. Auch Soldaten bekommen die Spritze. Nach 21 Tagen ist eine zweite Injektion erforderlich.

Putin hat sich bisher nicht impfen lassen

Kremlchef Wladimir Putin hatte zum Start der Impf-Kampagne angekündigt, dass allein im Dezember rund zwei Millionen Impfdosen verabreicht werden sollen. Allerdings gibt es Probleme, das Vakzin in grossen Mengen zu produzieren. Kremlkritische Medien berichten, dass Putins Ziel nicht erreicht werde. Der 68-Jährige selbst hat sich nach Angaben des Kremls bisher nicht impfen lassen.

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Blick auf den Kreml in Moskau. - AFP/Archiv

Die Impfungen in Moskau nahmen nach Angaben der Behörden jeweils etwa eine Stunde in Anspruch. In den ersten zehn Minuten wurde eine medizinische Bestandsaufnahme gemacht. 15 Minuten dauerte die Vorbereitung des Präparats, das in gefrorenem Zustand bei minus 18 Grad Celsius aufbewahrt wird. Die frisch Geimpften mussten dann noch etwa eine halbe Stunde unter medizinischer Beobachtung bleiben, bevor sie nach Hause gehen durften.

Das Staatsfernsehen zeigte ausgiebig, wie sich zufriedene Menschen die Nadel in den Oberarm stossen liessen. «Das ist jetzt mein Schutzschild», sagte die Sozialarbeiterin Jelena Orlowa mit dem Impfzertifikat in der Hand. Dabei beklagen Experten, dass der Impfstoff noch nicht ausgetestet sei.

Sputnik V Impfstoff
Ein Mann in Moskau erhält den Sputnik V Impfstoff. - AFP

Ausländische Forscher kritisieren, dass es an Daten fehle und viele Fragen offen seien. Solche Zweifel hat die russische Regierung wiederholt zurückgewiesen. Zudem betont sie, dass es Vorbestellungen aus rund 50 anderen Staaten gebe.

Nach Angaben von Vize-Regierungschefin Tatjana Golikowa dauert es 42 Tage, bis sich nach der Impfung eine Immunität gegen das Coronavirus gebildet hat. In dieser Zeit besteht weiterhin Gefahr, sich bei anderen Leuten anzustecken. Die Politikerin riet dazu, sich nach einer Impfung für diesen Zeitraum bei Kontakten mit der Aussenwelt einzuschränken und auch keinen Alkohol zu trinken.

Russland ist stark von der Pandemie betroffen

In Russland gab es zuletzt mehrere Fälle, in denen sich etwa geimpfte Ärzte dann doch infizierten und an Covid-19 erkrankten. Die oberste Amtsärztin des Landes, Anna Popowa, hatte betont, dass kein Vakzin «einen Menschen komplett vor einem Virus» schützen könne. «Aber die Impfung schützt vor einem schweren Verlauf und vor dem Tod

Russland hatte als erstes Land der Welt bereits im August «Sputnik V» zur breiten Anwendung zugelassen. Das Land entwickelt zudem mehrere weitere Vakzine. Die Wirksamkeit von «Sputnik V» wird mit 95 Prozent angegeben. Zudem wirbt Moskau mit einem günstigen Preis von 2136,20 Rubel (23,80 Euro) je Zwei-Komponenten-Impfung im Vergleich etwa zu westlichen Entwicklungen.

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Krankenschwester bereitet Impfung eines Moskauer Probanden vor - AFP/Archiv

Russland gehört zu den weltweit am stärksten von der Pandemie betroffenen Staaten. 29 039 Neuinfektionen kamen am Sonntag hinzu - so viele wie noch nie an einem Tag. Die Zahl der Corona-Toten wurde mit 43 141 angegeben. Zum Vergleich: In Deutschland starben an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 bisher 18 772 Menschen (Stand: 06.12., 00.00 Uhr). Die Zahl der neu gemeldeten Infektionen innerhalb eines Tages lag am Sonntag bei 17 767.

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