Der des Betrugs überführte «Spiegel»-Journalist Claas Relotius gibt seine vier Deutschen Reporterpreise zurück. Er kam so einer möglichen Aberkennung zuvor.
Journalist Claas Relotius. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Claas Relotius gibt seine Deutschen Reporterpreise zurück.
  • Der «Spiegel» hatte bekanntgegeben, dass er mehrere Reportagen verfälscht hatte.

Der zahlreicher Fälschungen überführte «Spiegel»-Journalist Claas Relotius hat seine vier renommierten Deutschen Reporterpreise zurückgegeben. Das teilte die Jury der vom Deutschen Reporterforum vergebenen Auszeichnung heute Donnerstag in Hamburg mit. Er habe sich per SMS bei ihr gemeldet und dies mitgeteilt. Er kam einer möglichen Aberkennung zuvor. Die Jury beriet seit Mittwoch über Konsequenzen.

Der «Spiegel» hatte am Mittwoch bekanntgegeben, dass der 33-jährige preisgekrönte Redakteur Reportagen ganz oder teilweise systematisch gefälscht hatte. Er habe dabei Charaktere, Zitate und Begebenheiten erfunden oder die Biografien von realen Protagonisten verfälscht. Relotius schrieb für den Verlag seit 2011 knapp 60 Texte, seinen Angaben zufolge sind 14 betroffen. Der «Spiegel» kündigte umfassende Aufarbeitung an. Das Ausmass der Fälschungen sei bisher noch unklar.

Der Artikel «Jaegers Grenze» von Claas Relotius im Spiegel, der alles ans Tageslicht brachte. - Keystone

Mehrere preisgekrönte Erzählungen

Relotius war bekannt für sehr aufwändige Reportagen über besondere Menschen, die zugleich politische und gesellschaftliche Probleme beleuchten. Von den Fälschungen betroffen sind laut «Spiegel» auch mehrere seiner preisgekrönten Erzählungen – darunter die Reportage «Löwenjungen» über zwei angeblich von der Dschihadistenmiliz IS entführte irakische Kinder und der Text «Nummer 440» über einen vermeintlich im US-Straflager Guantanamo inhaftierten Islamisten.

Der «Spiegel» bezeichnete die Vorgänge als «Tiefpunkt» in seiner 70-jährigen Geschichte. Aufgedeckt wurden die Fälschungen demnach durch einen anderen Mitarbeiter, der mit Relotius gemeinsam eine Geschichte recherchierte und Ungereimtheiten bemerkte. Der Verlag kündigte an, seine Qualitätssicherungs- und Kontrollmechanismen auf den Prüfstand zu stellen. Das bisherige System sei «lückenhaft».

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