Im Laufe der #MeToo-Debatte waren feministische Bewegungen in Schweden im Aufwind. Der neueste Coup: Ein Gesetz, dass für Sex ein ausdrückliches «Ja» verlangt.
Küssen
Küssen ist oft Bestandteil des Geschlechtsakts. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein neues Sex-Gesetz ist ab heute Sonntag in Schweden wirksam.
  • Beide Partner müssen ausdrücklich und unmissverständlich «Ja» zum Sex sagen.
  • Es existiert sogar eine App: «Libra».

Das neue Gesetz, welches diesen Sonntag in Schweden in Kraft tritt, ist hoch umstritten. Es folgt dem Grundsatz, dass Sex freiwillig sein muss. Beide Partner müssen ihm erkennbar – verbal oder nonverbal – zustimmen. Alles andere wird als Vergewaltigung gewertet, auch wenn sich der Partner nicht körperlich wehrt oder Nein sagt. Passivität soll also nicht länger als stilles Einverständnis interpretiert werden können.

Doch wie das Einverständnis gegeben und im Zweifel auch vor Gericht nachgewiesen werden kann, ist hoch umstritten. Reichen beispielsweise Küsse als Zeichen der Zustimmung aus? Um ganz sicher zu sein, höhnten manche, müsse man eigentlich einen Vertrag unterschreiben.

Umstrittene App für Sex-Einwilligung

Die «Libra»-App macht diesen ursprünglich satirischen Vorschlag zur Realität. Die Idee: Bevor es zum Sex kommt, müssen beide Partner auf der App «Ja, ich will» eintippen. «Sie soll zum Nachdenken anregen», erläuterte die Erfinderin und Anwältin Baharak Vaziri im schwedischen Fernsehen. «Man soll sich vergewissern, dass es ein Einverständnis gib und bewusst danach fragen. Denn das ist genau das, was das neue Gesetz fordert.»

Die Idee wird nicht überall ernst genommen. Unklarheit herrscht des Weiteren darüber, ob es ein Vertragsbruch ist, wenn jemand seine Meinung während dem Geschlechtsakt ändert.

Schwedens Engagement in die Gleichberechtigung

Der schwedische Justizminister Morgan Johansson rechnet damit, dass durch das neue Gesetz mehr Vergewaltiger verurteilt werden. «Es wird sicher einige Jahre dauern, bis sich die Praxis durchgesetzt hat. Aber ich verspreche: Danach wird niemand zurück zur alten Gesetzgebung wollen. Wenn dieser Schritt getan ist, ist er getan», sagte er dem schwedischen Radio.

Die nach eigener Einschätzung feministische schwedische Regierung hatte die Gesetzesänderung im vergangenen Jahr während der heftigen «#MeToo»-Debatte vorangetrieben. Die Kampagne gegen sexuelle Belästigung hatte im für seine Gleichberechtigung bekannten Schweden besonders hohe Wellen geschlagen. Tausende Frauen gingen mit ihren Geschichten an die Öffentlichkeit, in einer Branche nach der anderen: Schauspielerinnen, Juristinnen, Bauarbeiterinnen und viele andere.

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