Ab Dienstag findet in Österreich landesweit der Unterricht wieder online statt. Die Ankündigung der Regierung hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
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Sebastian Kurz (ÖVP), Bundeskanzler von Österreich, nimmt zu Beginn einer Pressekonferenz zum Thema «Notwendige Massnahmen um die Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern» seine Mund-Nasen-Bedeckung ab. - sda - Keystone/APA/Herbert Neubauer
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Österreich werden im Zuge des zweiten Lockdowns die Schulen geschlossen.
  • Das hat bei der Opposition und einigen Eltern einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
  • Eltern wollen sich mit Klagen offenbar an den Verfassungsgerichtshof wenden.

Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz hat am Wochenende die Corona-Ampel für Schulen auf Rot gestellt. Im Zuge der neuen Massnahmen gibt es ab morgen Dienstag keinen Unterricht mehr, sondern nur mehr Notbetreuung. Längst nicht alle können das nachvollziehen, zumal viele Detailfragen noch ungeklärt sind.

«Erstklässler haben nicht Lesen gelernt»

Für Schüler bedeutet der zweite Lockdown wieder hauptsächlich Fernunterricht über das Internet. Pflichtschüler dürfen weiterhin zur Betreuung in die Schule kommen, wo sie durch «Lernstationen» unterstützt werden sollen. Gleiches gilt für Kindergärten. In Anspruch nehmen darf dieses Angebot, wer will.

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In Österreich findet bis zum 6. Dezember kein Unterricht im Klassenzimmer mehr statt. - dpa-infocom GmbH

Über den Lerneffekt dieser Lernstationen und des Fernunterrichts ist man sich noch nicht einig. Man könne aber von Erstklässlern auch nicht einfach die Nutzung digitaler Lernplattformen einfordern, kritisiert eine Volksschul-Rektorin aus Niederösterreich in der «Wiener Zeitung». «Das funktioniert einfach nicht. Die Kinder brauchen eine emotionale Bindung zu der Lehrerin als Ankerperson.»

Vor allem Kinder im Volksschul-Alter und aus bildungsfernen Schichten oder mit Migrationshintergrund seien von Schulschliessungen betroffen. Im Frühling hätte es wegen des ersten Lockdowns Erstklässler gegeben, die einfach nicht Lesen lernten.

«Wenn niemand mit den Kindern zuhause lernen kann, entstehen Lücken, die womöglich nicht mehr geschlossen werden können - und langfristige Schäden, die Geld kosten.»

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Die Online-Umfrage wurde von der Universität Hildesheim durchgeführt. - AFP

Eltern wollen klagen

Kurz Ankündigung betrifft insgesamt über eine Million Schüler und löste bei der Opposition einen Sturm der Entrüstung aus. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner verurteilte das «Distance Learning» scharf und nutzte den Moment, ihren politischen Widersacher frontal anzugreifen.

Die Regierung sei verantwortlich für den weltweit höchsten Anstieg an Neuinfektionen und hätte Monate Zeit gehabt, Sicherheitskonzepte zu entwickeln. «Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es grundfalsch ist, Schulen zu schliessen», wird sie von «oe24» zitiert.

Pamela Rendi-Wagner
Pamela Rendi-Wagner kritisiertdie Kunz-Freundlichkeit von Schallenberg. - dpa

Unterstützung erhält sie aus dem liberalen Lager. Gemäss Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger überlegten sich Eltern bereits Klagen. Sie geht davon aus, dass mehrere Betroffene sich demnächst an den Verfassungsgerichtshof wenden.

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