Sánchez bereitet Spanien auf weitere Corona-Beschränkungen vor
Der spanische Regierungschef Pedro Sánchez hat die Bevölkerung auf weitere Beschränkungen im Kampf gegen die zweite Corona-Welle vorbereitet.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Regierungschef Sánchez bereitete die Bevölkerung heute auf weitere Corona-Regeln vor.
- Eine Situation wie es sie im März gab, will um alles verhindert werden.
- Über Madrid und die anliegenden Gemeinden wurde ein Teil-Lockdown verhängt.
«Die Lage ist ernst», sagte Regierungschef Sánchez am Freitag in einer Fernsehansprache zur Corona-Krise in Spanien. Nur mit «grösster Disziplin», «Entschlossenheit» und der «notwendigen Einheit» lasse sich die drastisch nach oben gehende Ansteckungskurve wieder umkehren. Konkrete Massnahmen nannte Sánchez aber zunächst nicht.

Als erstes EU-Land hatte Spanien am vergangenen Mittwoch die Schwelle von einer Million Infektionsfällen offiziell überschritten. In seiner Rede sagte der linksgerichtete Ministerpräsident, dass die Gesamtzahl der Infizierten tatsächlich aber bei über drei Millionen liege. Das liege daran, dass nur bei wenigen Menschen, die sich im Frühjahr angesteckt hätten, tatsächlich das neuartige Coronavirus festgestellt wurde.
Krise lässt sich nicht mit März-situation vergleichen
Damals seien nicht einmal «zehn Prozent» der Infizierten entdeckt worden, heute seien es «rund 70 Prozent», sagte Sánchez. Insgesamt lasse sich die heutige Krise nicht mit «der Situation vom 14. März vergleichen». Damals als seine Regierung eine der striktesten landesweiten Ausgangssperren weltweit verhängt hatte, sagte er.
Sánchez fügte hinzu, eine erneute Ausgangssperre wie damals wolle er wegen der gravierenden Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft vermeiden.

Vor der Fernsehansprache hatten die Präsidenten von mehreren spanischen Regionen weitere Corona-Beschränkungen angekündigt. Die Zentralregierung hatte dazu aufgerufen, nach dem Vorbild etwa Frankreichs und Belgiens eine nächtliche Ausgangssperre zu erlassen.
In Madrid sind ab Samstag zwischen Mitternacht und 06.00 Uhr alle Zusammenkünfte verboten, Bars und Restaurants müssen dann schliessen.
Schon ab 23.00 Uhr dürfen sie keine Kunden mehr reinlassen. Ziel sei es, alle «sozialen Aktivitäten drastisch zu reduzieren», erklärte die konservative Regionalregierung.
Teil-Lockdown über Madrid und Nachbargemeinden
Am Samstag läuft unterdessen ein zweiwöchiger Ausnahmezustand für die Hauptstadtregion aus. Mit dessen Hilfe die Zentralregierung einen Teil-Lockdown über Madrid und acht angrenzende Gemeinden durchgesetzt hatte. Die dafür eigentlich zuständige Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso hatte sich zuvor mit allen Mitteln gegen eine solche Massnahme gewehrt. Dies, obwohl Madrid die höchste Ansteckungsrate in ganz Spanien aufwies.

Der Präsident der nordspanischen Region Kastilien und León preschte unterdessen bereits vor. Er kündigte eine nächtliche Ausgangssperre ab dem kommenden Wochenende an. Sein Kollege in Valencia will in den nächsten Tagen folgen.
Die Zentralregierung lehnt eine nächtliche Ausgangssperre nicht ab. Nach ihrer Auffassung muss für derartige Massnahmen aber zuvor der Ausnahmezustand verhängt werden. Dafür fordert sie die Zustimmung aller Regionen. Diese Zustimmung fehlt ihr aber noch teilweise.