Russland hat für die jüngste Verfassungsänderung viel Kritik geerntet. Der Regierung wird vorgeworfen gegen internationales Recht zu verstossen.
Wladimir Putin
Russlands Präsident Wladimir Putin. - sda
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Russland fand eine umstrittene Verfassungsänderung statt.
  • Moskau wird dafür kritisiert, nationale Interessen über internationales Recht zu stellen.
  • Der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny wirft der Regierung Wahlfälschung vor.

Russland will sich auch nach der umstrittenen Verfassungsänderung weiter an internationales Recht halten. «Aber dabei wird sich Russland auch in Zukunft in erster Linie seiner eigenen Souveränität verpflichtet sehen.» Das sage Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag der Agentur Interfax zufolge. Er betonte, dass Russland Kritik aus dem Ausland am Grundgesetz ignorieren wolle.

Die neue Verfassung erweitert die Machtbefugnisse von Präsident Wladimir Putin. Es ermöglicht ihm das Regieren bis 2036, wenn er wiedergewählt wird. Die Opposition in Russland wirft Putin einen Verfassungsumsturz vor.

EU fordert Russland auf sich an Vereinbarungen zu halten

Für Kritik im Ausland sorgte vor allem, dass Russland gemäss der neuen Verfassung nationale Interessen über internationales Recht stellt. Die EU forderte Russland auf, sich trotzdem an internationale Vereinbarungen zu halten. Zudem müssten die Behörden allen Vorwürfen von Verstössen beim Verfassungsreferendum nachgehen.

Konkret genannt wurde ein Fall massiver Polizeigewalt gegen einen Journalisten in St. Petersburg. Polizisten hatten dem Reporter, der in einem Wahllokal die Stimmabgabe beobachten wollte, den Arm gebrochen.

Nawalny  verurteilt
Alexej Nawalny (l), Oppositionspolitiker von Russland. - dpa

Der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny veröffentlichte im Internet eine Sendung zur Volksbefragung, darunter auch ein Video der Polizeiattacke gegen den Journalisten. Der Kremlkritiker sprach von einer der schlimmsten Wahlfälschungen überhaupt. Vielfach dokumentiert ist, wie vorausgefüllten Stimmzettel stapelweise in die Urnen gestopft wurden.

Bis zu 27 Millionen Stimmen seien gefälscht worden, sagte Nawalny unter Berufung auf Mathematiker. Er forderte, die Leiterin der Wahlkommission, Ella Pamfilowa, ins Gefängnis zu stecken wegen massenhafter Fälschung von Stimmen.

Wahlen sollen «frei und demokratisch» abgelaufen sein

Die Chefin der Wahlkommission wurde von Putin in ihr Amt gesetzt. Sie sagte bei der Bekanntgabe des amtlichen Endergebnisses am Freitag, die Abstimmung sei «frei und demokratisch» abgelaufen.

Für die Verfassung stimmten demnach 77,92 Prozent der Wähler. 21,27 Prozent votierten mit «Nein». Nach letzten amtlichen Angaben standen 109 190 337 Namen auf den Wählerlisten.

Die Wahlbeteiligung wurde mit 67,97 Prozent oder 74'215'555 Wählern angegeben. Die Zahl der «Ja»-Stimmen lag laut amtlichem Endergebnis bei 57'747'288.

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