Russische Polizei hält Musiker über Stunden fest
Seit Wochen haben es russische Behörden auf junge Musiker und deren Konzerte abgesehen. Sie sollen Drogen und Selbstmord verherrlichen.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Sänger der Gruppe Ic3peak in Russland wurde stundenlang von der Polizei festgehalten.
- Das Konzert fand schlussendlich trotzdem statt, unter strengem Auge der Polizei.
Die russische Polizei hat in dem seit Wochen andauernden Vorgehen gegen die Jugendmusikszene am Samstag die Mitglieder der Gruppe Ic3peak über Stunden festgehalten. Sänger Nikolai Kostyljow wurde am Bahnhof von Nowosibirsk in Handschellen abgeführt, als er und seine Partnerin Anastassija Kreslina zu einem Konzert eintrafen, wie das Bürgerrechtsportal OVD-Info mitteilte.
Manager Oleg Mitrofanow sagte, die Beamten hätten gedroht, ihm Drogen unterzuschieben, wenn der Auftritt nicht abgesagt werde. Letztlich fand das Konzert trotzdem statt, doch die Polizei kontrollierte den Zugang der Fans strikt. In den Tagen davor hatten die Behörden auch in Kasan, Jekaterinburg und anderen Städten Konzerte erschwert oder ganz verhindert.
Die Behörden kritisieren Rapper, Hip-Hop-Musiker und andere Musiker dafür, dass sie angeblich Drogen und Selbstmord verherrlichen und zu Extremismus aufrufen. Ic3peak spielen eine Art Gothic-Rap. «Ich übergiesse Russland mit Diesel. Soll alles brennen, soll alles brennen!», heisst es in ihrem Video «Es gibt keinen Tod mehr».
Im November musste der populäre russische Rapper Husky zwölf Tage Arrest absitzen, weil er nach der Absage eines Konzerts in Krasnodar vor dem Club auf einem Autodach aufgetreten war. Auch der Rapper LJ musste Auftritte absagen.