Beim Aachener Karlspreis geht es um Europa. In seiner Dankesrede hat der neue Preisträger Klaus Iohannis dann auch kein anderes Thema: Es geht um ein Europa auf Augenhöhe - unter anderem.
Bürgermeisterin Sibylle Keupen zeichnet Klaus Iohannis mit dem Karlspreis aus. Foto: Federico Gambarini/dpa
Bürgermeisterin Sibylle Keupen zeichnet Klaus Iohannis mit dem Karlspreis aus. Foto: Federico Gambarini/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der rumänische Präsident Klaus Iohannis hat am Samstag für seine proeuropäische Haltung in Aachen den Internationalen Karlspreis erhalten.

Der aus der deutschsprachigen Minderheit Rumäniens stammende Iohannis wurde auch als Brückenbauer zwischen Ost und West geehrt.

Mit dem renommierten Preis werden seit 1950 Persönlichkeiten oder Institutionen für ihre Verdienste um Europa und die europäische Einigung ausgezeichnet. Der Preis besteht aus einer grossen Medaille und einer Urkunde.

Iohannis: Einheit und Solidarität

In seiner Dankesrede sagte Iohannis, die Europäische Union müsse stärker und widerstandsfähiger werden. Die Union sei «mehr denn je auf Einheit, Solidarität und Zusammenhalt angewiesen sowie auf eine pragmatische Vorgehensweise, die sich auf Handeln und konkrete Ergebnisse konzentriert».

Aus der Sicht Rumäniens könne man nur gemeinsam auf der Höhe der Erwartungen der Bürger sein, «und nicht durch Rückzug oder durch Bildung von engen Kreisen europäischer Integration», sagte Iohannis in seiner auf Deutsch gehaltenen Ansprache im Krönungssaal des Aachener Rathauses.

An der Zeremonie nahmen auch frühere Preisträger teil. Darunter waren der SPD-Kanzlerkandidat von 2017, Martin Schulz, der scheidende Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), die litauische Ex-Staatspräsidentin Dalia Grybauskaite und der erste hauptamtliche Präsident des Europäischen Rates, Herman van Rompuy. Der aus Aachen stammende CDU-Bundesvorsitzende und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, hatte seine Teilnahme abgesagt.

Wegen der Corona-Pandemie war das Publikum von sonst über 800 auf nur 350 Teilnehmer verringert worden. Den Preis überreichten Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen (parteilos) und der Vorsitzende des Karlspreisdirektoriums, Jürgen Linden.

In teils persönlichen Worten würdigte EU-Ratspräsident Charles Michel den Karlspreisträger von 2020/21. Er stellte Iohannis, der seit 2014 Rumäniens Präsident ist, in die Reihe europäischer Politiker wie Giscard d’Estaing, Helmut Schmidt, Helmut Kohl oder François Mitterrand. «Sie ... sind Teil dieser grossen Linie von Erbauern», sagte Michel. Im Europäischen Rat seien die Diskussionen manchmal lebhaft und rau. Dabei könne man immer auf Klaus Iohannis zählen: «Ruhig, methodisch und standhaft bei den Prinzipien».

Langfristige strategische Investitionen

Iohannis betonte, Rumänien gehöre zu den Staaten, die seit über zehn Jahren de facto wie ein Mitglied des Schengenraums agierten. Der Abschluss dieses Prozesses der Integration sei nicht nur für Rumänien ein Ziel, «sondern sollte auch ein Ziel der Europäischen Union sein». In Rumänien, Bulgarien und Kroatien gibt es noch Personenkontrollen an den Binnengrenzen.

Mit Blick auf die Aussenpolitik der EU verlangte Iohannis langfristige strategische Investitionen auf dem Westbalkan sowie in der östlichen und südlichen Nachbarschaft. Mit Blick auf den Übergang zu einer grünen und digitalen Wirtschaft müsse die Fähigkeit entwickelt werden, Zukunftsmodelle zu erstellen. Die Debatte über die Entwicklung der Europäischen Union müsse sich mehr dem vorausschauenden Regieren widmen.

Unter den Karlspreisträgern sind viele europäische Staatsleute wie der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch US-Präsident Bill Clinton erhielt den Karlspreis. Iohannis war im Dezember 2019 als Preisträger benannt worden, die Verleihung hatte sich wegen Corona verzögert.

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