Die Roma gehören zur hochmobilen Gesellschaft. Ausgeklügelte Hygiene- und Isolationsregeln sind darum ein Muss.
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Mitglieder einer Roma-Familie putzen ihre Fahrzeuge. (Symbolbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Roma gehören zu den Fahrenden, die Avantgarde der hochmobilen Gesellschaft.
  • Sie verfügen darum über ausgeklügelte Hygiene- und Isolationsregeln.
  • Die Reinheitsgebote gelten seit Jahrhunderten, und sie haben ihren tiefen Sinn.

Die Roma zogen um die Jahrtausendwende aus Indien über das Osmanische Reich nach Westeuropa. Etwa 1430 gelangten sie nach England, sind heute noch die am meisten diskriminierte Minderheit im Vereinigten Königreich.

Bei den Roma ist mit Unreinheit nicht nur sichtbarer Schmutz gemeint, sondern auch Unreinheit im menschlichen Sinne. «Wenn ein Mädchen von aussen einheiratet, wird sie lange nicht von uns als vollwertiges Mitglied akzeptiert. Bis sie die Regeln befolgt und keinen Fehler mehr begeht.» Damit meint Tina den traditionell von den Roma-Frauen an die nächste Generation weitergegebenen Reinheitskodex, wie die «NZZ» schreibt.

Reinheitsgebote der Roma

Vor dem Essen müssen die Hände gewaschen werden. Niesen ist tabu. Zum Waschen gibt es etliche verschiedene Schüsseln. Je nachdem, ob Geschirr, Kleidung, der Boden des Wohnwagens, die Füsse oder der Oberkörper gereinigt werden sollen.

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Kinder der Roma warten vor ihren gepackten Koffern und Taschen. - keystone

«Was ihr jetzt mit Corona lernt, halten wir seit Generationen ein. Ohne das geht es bei uns gar nicht», sagt Tina, die Älteste der Gruppe. Die Vorschriften im Haushalt sind darauf ausgelegt, Übertragungen von Krankheiten und Seuchen auf ein Minimum zu reduzieren.

Die Reinheitsgebote gelten seit Jahrhunderten, und sie haben ihren tiefen Sinn. Als sie im Mittelalter durch Landstriche zogen, wüteten die Pest, Syphilis, Fleckfieber, Cholera und die Pocken. Nur so konnten die Familien überleben.

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