Der Bundesrechnungshof bemängelt das Fehlen einer klaren Linie bei den unterschiedlichen Instrumenten für mehr Klimaschutz.
Windräder in Brandenburg
Windräder in Brandenburg - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Fortbestehen klimaschädlicher Subventionen angeprangert.
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Unter anderem kritisierte die Behörde in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht das Festhalten an klimaschädlichen Subventionen. Damit «konterkariert der Bund seine Ziele sogar», erklärte Rechnungshof-Präsident Kay Scheller.

Ohne eine Kurskorrektur dürften die ehrgeizigen Klimaziele der Regierung bis 2030 nicht erreicht werden, warnt der Rechnungshof. Um dies zu ändern, reiche es jedoch nicht aus, einfach neue Massnahmen zu beschliessen; diese müssten auch «aus einem Guss sein». Der aktuelle Instrumentenkasten bestehe «aus zu vielen Massnahmen, die den Treibhausgas-Ausstoss kaum oder gar nicht mindern», erklärte Scheller.

Konkret als klimaschädliche Subventionen benannt werden in dem Bericht die Steuerbegünstigung von Dieselkraftstoff sowie der ermässigte Mehrwertsteuersatz auf Fleisch und tierische Produkte. Insgesamt würden im Subventionsbericht der Regierung für 2021 Subventionen von 16,2 Milliarden Euro als positiv für das Erreichen der Klima- und Umweltziele bewertet. Das Umweltbundesamt bewerte jedoch in einem Bericht für das Jahr 2018 Subventionen von 65,4 Milliarden Euro als umweltschädlich.

«Das kostet nicht nur viel Geld, sondern hemmt auch klimafreundliche Investitionen», kritisiert der Rechnungshof. Dabei könne die Bundesregierung durch kohärentes Handeln negative Effekte auf den Klimaschutz beenden und sich so zugleich finanzielle Spielräume für klimafreundliche Ausgaben verschaffen. Verwiesen wird auf die international von Deutschland eingegangene Verpflichtung, klimaschädliche Subventionen bis spätestens 2025 auslaufen zu lassen.

Generell mahnt der Rechnungshof an, Fördermittel für mehr Klimaschutz müssten «effizient und zielgerichtet» eingesetzt werden. Derzeit sei die Förderlandschaft hier jedoch «komplex» und häufig nicht aufeinander abgestimmt. Teilweise würden veranschlagte Haushaltsmittel gar nicht abfliessen.

Auch habe die Regierung bisher «die ressortübergreifende Dimension» der Massnahmen nicht ausreichend beachtet. «Um der übergreifenden Dimension des Klimaschutzes Rechnung zu tragen, braucht es jedoch eine funktionierende und fortlaufende Koordinierung zwischen den Ressorts», mahnte der Rechnungshof. Bisher sei diese «mangelhaft».

Ausserdem verlangt die Behörde, jeweils «konkrete Ziele für Förderprogramme zu formulieren», zum Beispiel eine damit zu erzielende Minderung des Treibhausgasausstosses oder eine bestimmte Energieeinsparung. Die Wirksamkeit müsse dann regelmässig evaluiert und die jeweilige Massnahme in einem Intervall von längstens drei Jahren angepasst werden. Auch müssten grundsätzlich Massnahmen Vorrang erhalten, bei denen es einen «günstigen Förderhebel und Effizienzsteigerung bei der Fördermittelverwendung» gebe.

Dafür müssten sämtliche bisherigen Klimaschutzmassnahmen «umgehend auf den Prüfstand» gestellt werden, fordert der Rechnungshof. Künftig sollten nur noch solche Massnahmen finanziert werden, «die nachweislich und wirtschaftlich zur Treibhausgas-Minderung beitragen». Bleibe diese Minderung aus, müsse nachgesteuert oder die Massnahme beendet werden. Dafür seien auch einheitliche Berechnungsmethoden erforderlich. Die jährlichen Klimaschutzberichte müssten dafür aussagekräftiger gestaltet werden.

In einem "Klimahaushalt" müsse die Regierung einen generellen Überblick darüber geben, "ob und in welcher Höhe Ausgaben und Einnahmen im Bundeshaushalt den Klimaschutz fördern oder erschweren". Hierdurch liessen sich "Zielkonflikte erkennen und die finanziellen Auswirkungen der Klimaschutzpolitik auf den Bundeshaushalt transparent darstellen". Ein "Klima-Tracking" solle ab sofort "die Klimarelevanz von Ausgaben und Einnahmen im Haushalt sichtbar machen.

Als Beleg für fehlende Effizienz verweist der Rechnungshof auch auf die ständig wachsenden Rücklagen im Energie- und Klimafonds (EKF) der Regierung. Diese hätten 2020 - also vor dem inzwischen zusätzlich erfolgten Transfer von 60 Milliarden Euro aus nicht abgerufenen Corona-Mitteln - bereits 31 Milliarden Euro betragen. «Dies lässt auf erhebliche Umsetzungsdefizite der EKF-Programme schliessen», kritisierte die Behörde, denn die gebunkerten Rücklagen «tragen nicht zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen bei».

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