In der Nähe des Flughafens, wo die Boeing 777 der Malaysia Airlines startete, beginnt der Prozess gegen vier Beschuldigte. Wird es Gerechtigkeit geben?
Bei dem Abschuss waren alle 298 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Foto: Peter Dejong/AP/dpa
Bei dem Abschuss waren alle 298 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Foto: Peter Dejong/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Vor fast sechs Jahren wurde eine Boeing über der Ukraine abgeschossen.
  • Heute beginnt der Prozess rund um den Flug MH17 von Malaysia Airlines.

Nach jahrelangen Ermittlungen beginnt in Badhoevedorp bei Amsterdam der Strafprozess um den Abschuss der malaysischen Passagiermaschine MH17 über der Ostukraine. Dabei waren im Juli 2014 alle 298 Menschen an Bord ums Leben gekommen.

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Angehörige gedenken den Opfern des Flugzeugabsturzes beim nationalen Monument des Unglücks in den Niederlanden. - Keystone

Der Prozess wird mit Spannung erwartet, denn Angehörige fordern seit fast sechs Jahren Antworten sowie Aufklärung des schrecklichen Ereignisses. Sie wollen wissen, wer für den Abschuss verantwortlich war.

Angeklagte kommen wohl nicht vor den Richter

Angeklagt sind drei Russen und ein Ukrainer. Sie müssen sich wegen 298-fachen Mordes verantworten. Die prorussischen Rebellen müssen aber keine Auslieferung von Russland befürchten. Deshalb wird der Prozess aller Wahrscheinlichkeit nach in ihrer Abwesenheit über die Bühne gehen.

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Nachdem Russland einer der Angeklagten aus dem Haft entlassen hatte, versammelten sich Menschen zu Protestzügen wie die Abgebildete in der Ukraine. - Keystone

Das Gerichtsverfahren, das bis zu einem Jahr dauern dürfte, ist politisch äusserst heikel, denn Russland weist jede Verantwortung zurück. Die Europäische Union begrüsste hingegen den Prozessauftakt. Dies sei ein Meilenstein in Sachen Wahrheit und Gerechtigkeit für Opfer und Angehörige, hatte der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell gesagt. Auch Deutschland steht explizit hinter dem Gerichtsverfahren.

Russische Offiziere unter den Angeklagten

Hintergrund der Katastrophe ist der blutige Krieg in der Ostukraine. Der Prominenteste unter den Angeklagten ist der damalige Kommandant der prorussischen Rebellen Igor Girkin, genannt «Strelkow». Er ist früherer «Verteidigungsminister» der Separatistenregion Donezk, als höchster Offizier soll er Kontakte zur russischen Armee unterhalten haben.

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Ukrainische Separatisten sichern das Gebiet um den Flugzeugabsturz ab. - Keystone

Der frühere russische Offizier Sergej Dubinski war 2014 Stellvertreter Girkins und ebenfalls Kontaktperson zu Russland. Oleg Pulatow soll eine führende Rolle im Geheimdienst der selbst ernannten Republik Donezk gespielt haben. Einziger Ukrainer ist Leonid Chartschenko, er soll eine Kampfeinheit in der Region geleitet haben.

Flugzeug wurde von Luftabwehrsystem getroffen

Der Flug der Malaysia Airlines nach Kuala Lumpur war am 17. Juli 2014 vom Amsterdamer Flughafen Schiphol aus gestartet. Nach Darstellung der Ermittler wurde die MH17 von einem Luftabwehrsystem des Typs Buk mit einer Rakete russischer Bauart abgeschossen.

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Die Überresten des verheerenden Flugzeugabsturzes.
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Die Aufräumarbeiten in vollem Gange.
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Ein Stück der Aussenhülle des Flugzeugs mit dem Logo der betroffenen Fluggesellschaft Malaysia Airlines.
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Separatistische Rebellen am Absturzort.

Die Angeklagten sollen das System von der 53. Brigade der russischen Armee bei Kursk besorgt und den Transport über die Grenze organisiert haben. Die Beschuldigten wiesen die Vorwürfe zurück.

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