Fünf Jahre nach dem Abschuss von Flug MH17 über der Ostukraine hat ein internationales Ermittlerteam drei Russen und einen Ukrainer für den Tod der 298 Insassen verantwortlich gemacht.
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Das Wichtigste in Kürze

  • Fünf Jahre nach Tod von 298 Insassen Haftbefehle erlassen.
Die Absturzstelle von Flug MH17 in der Ostukraine
Die Absturzstelle von Flug MH17 in der Ostukraine - AFP/Archiv

«Heute stellen wir internationale Haftbefehle gegen die ersten Verdächtigen aus», sagte der leitende Ermittler Wilbert Paulissen von der niederländischen Polizei am Mittwoch in Nieuwegein. Die Namen würden auf internationale Fahndungslisten gesetzt. Moskau wies die Anschuldigungen als «absolut unbegründet» zurück.

Das Ermittlerteam identifizierte die Verdächtigen als die Russen Igor Girkin, Sergej Dubinski und Oleg Pulatow sowie den Ukrainer Leonid Chartschenko. Sie würden dafür verantwortlich gemacht, die «tödliche Waffe», eine Rakete des Typs BUK, in die Ostukraine gebracht zu haben, sagte der niederländische Oberstaatsanwalt Fred Westerbeke.

Nach Angaben der Ermittler soll der Prozess gegen die Verdächtigen im März kommenden Jahres beginnen. Das Verfahren dürfte in Abwesenheit der Beschuldigten erfolgen. Laut Westerbeke werde die niederländische Justiz keine Auslieferungsanträge stellen, da sowohl das russische als auch das ukrainische Gesetz Überstellungen ins Ausland verbieten.

Die Passagiermaschine der Malaysia Airlines war am 17. Juli 2014 über der Ostukraine abgeschossen worden, alle 298 Insassen wurden getötet. Ein Grossteil der Opfer waren Niederländer und Australier.

Das ukrainische Aussenministerium forderte Russland auf, seine «Verantwortung» für den Absturz einzuräumen und mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten. Australien sprach von einem «wichtigen Schritt» in der Untersuchung. Ähnlich äusserte sich Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

Moskau wies die Anschuldigungen zurück. Diese dienten lediglich dazu, «Russland in den Augen der internationalen Gemeinschaft zu diskreditieren», erklärte das russische Aussenministerium. Der Kreml beschwerte sich, von der internationalen Untersuchung ausgeschlossen worden zu sein.

Der als Verdächtiger beschuldigte Girkin wies noch am Mittwoch eine Verwicklung der Rebellen in der Ostukraine in den Abschuss zurück. «Alles was ich sagen kann ist, dass die Boeing nicht von den Rebellen abgeschossen wurde», sagte der Verdächtige der Nachrichtenagentur Interfax.

Girkin ist der Staatsanwaltschaft zufolge ein ehemaliger Offizier des russischen Geheimdienstes FSB und war unter dem Namen Igor Strelkow oberster Militärbefehlshaber und selbsternannter Verteidigungsminister der prorussischen Separatisten in der Ostukraine.

Bei den übrigen drei Verdächtigen handelt es sich demnach um einen ehemaligen Mitarbeiter des russischen Militärgeheimdienstes GRU, einen ehemaligen russischen Elite-Soldaten und einen ukrainischen Separatisten.

Der Vorsitzende der niederländischen Opfervereinigung, Piet Ploeg, sagte der Nachrichtenagentur AFP, nach fünf Jahren sei «endlich klar, dass dem Recht genüge getan wird. Das ist sehr wichtig für die überlebenden Verwandten.»

Sie sei «glücklich, dass der Prozess endlich beginnen wird und dass die Namen verkündet wurden», sagte Silene Fredriksz, deren Sohn und Schwiegertochter unter den Opfern des Abschusses waren. Sie machte den russischen Präsidenten Wladimir Putin persönlich für den Absturz verantwortlich.

Die Ermittler spielten am Mittwoch eine Reihe von Telefonmitschnitten ab, welche die Verwicklung der vier Verdächtigen in den Abschuss beweisen sollen.

Im Mai 2018 hatte das von den Niederlanden geleitete Ermittlerteam einen Bericht vorgelegt und die bei dem Abschuss eingesetzte Rakete der 53. Flugabwehrbrigade im westrussischen Kursk zugeordnet, die den regulären russischen Streitkräften angehört. Die Regierungen der Niederlande und Australiens machten Russland daraufhin formell für den Abschuss verantwortlich.

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