Wegen Vorwürfen im Missbrauchsskandal um den toten US-Geschäftsmann Jeffrey Epstein geriet Prinz Andrew immer mehr unter Druck. Jetzt zieht der zweitälteste Sohn der Queen die Konsequenzen.
Prinz Andrew ist immer mehr unter Druck geraten. Jetzt zieht er die Konsequenzen. Foto: Swen Pförtner/dpa
Prinz Andrew ist immer mehr unter Druck geraten. Jetzt zieht er die Konsequenzen. Foto: Swen Pförtner/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Krise bei den Royals: Der britische Prinz Andrew (59) nimmt wegen seiner Verwicklung in den Epstein-Skandal vorerst keine offiziellen Aufgaben für die britische Königsfamilie mehr wahr.

Das teilte der zweitälteste Sohn von Königin Elizabeth II. am Mittwochabend mit.

Ihm sei klar geworden, «dass die Umstände meiner früheren Verbindung zu Jeffrey Epstein zu einer enormen Störung geworden sind für die Arbeit meiner Familie und die wertvolle Arbeit in den Organisationen und Vereinen, die ich mit Stolz unterstützt habe», schrieb Andrew. Er habe daher die Queen gebeten, «auf absehbare Zeit» von seinen Aufgaben zurücktreten zu dürfen. Die Königin habe ihm das gewährt.

Er bereue weiterhin uneingeschränkt seine Verbindung zu Epstein und habe zutiefst Mitgefühl mit den Opfern. «Selbstverständlich bin ich bereit, mit jeder angemessenen Ermittlungsbehörde zusammenzuarbeiten, wenn es notwendig sein sollte», so Andrew am Mittwoch, dem 72. Hochzeitstag seiner Eltern Elizabeth und Philip.

Der US-amerikanische Multimillionär Epstein, der sich Anfang August in einem New Yorker Gefängnis das Leben genommen hat, war unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger angeklagt. Er soll seine Opfer auch zur Prostitution gezwungen haben. Eines der Opfer behauptet, mehrmals zum Sex mit Andrew gezwungen worden zu sein. Der Royal bestreitet das.

Doch in den vergangenen Tagen geriet Andrew immer stärker unter Druck. Mehrere grosse Sponsoren entzogen Projekten, für die Andrew als Schirmherr fungierte, ihre Unterstützung. Darunter waren so namhafte Unternehmen wie BT (British Telecommunications), die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und die Bank Standard Chartered.

Noch am Wochenende hatte der Prinz versucht, sich in einem BBC-Interview zu rechtfertigen - er geriet aber stattdessen noch stärker in die Kritik. Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit weckte unter anderem ein Brief seines ehemaligen Privatsekretärs an die Tageszeitung «The Times». Darin heisst es, Andrew habe Epstein Anfang der 1990er Jahre kennengelernt. Der Prinz hatte der BBC aber gesagt, er habe Epstein erstmals 1999 getroffen. Zudem wurde ihm vorgeworfen, kein Mitgefühl für die Missbrauchsopfer zum Ausdruck gebracht zu haben.

Royal-Experten hatten bereits vermutet, dass Andrew angesichts der vielen Ungereimtheiten seine offiziellen Pflichten aufgeben könnte - zumindest so lange, bis alle Fragen in dem Skandal, die ihn betreffen, geklärt sind. Ohnehin wird davon ausgegangen, dass Thronfolger Prinz Charles nach dem Tod von Queen Elizabeth II. (93) die Zahl der Repräsentanten des Königshauses reduzieren wird.

Andrew soll der Lieblingssohn der Königin sein, stand aber stets im Schatten seines älteren Bruders Charles. Er hatte seit frühester Jugend den Ruf eines Playboys, der mit Schauspielerinnen und Models liiert war. Schnell wurde ihm der Spitzname «Randy Andy» (etwa: «Geiler Andy») verpasst.

1986 heiratete er die gelernte Sekretärin Sarah Ferguson («Fergie»). Die beiden hatten sich über Prinzessin Diana kennen gelernt, die zuvor Prinz Charles geheiratet hatte. Mehrere hundert Millionen Zuschauer verfolgten Andrews und «Fergies» Traumhochzeit in der Londoner Westminster Abbey. Das Paar bekam zwei Töchter, die heute 31-jährige Beatrice und Eugenie (29).

Sarah soll während ihrer Ehe immer wieder Affären gehabt haben. Das Paar liess sich 1996 scheiden. Bis heute sind die beiden aber eng miteinander befreundet, leben quasi Tür an Tür und machen gemeinsam Urlaub. Bis zuletzt hat «Fergie» ihren Andrew im Zusammenhang mit dem Epstein-Skandal immer wieder verteidigt. «Andrew ist ein wahrer und echter Gentleman», twitterte die Herzogin erst kürzlich. Er sei nicht nur pflichtbewusst, sondern immer auch freundlich und gutherzig.

Andrew ist derzeit nicht das einzige Sorgenkind der Queen. Enkel Prinz Harry (35) und seine Frau Meghan (38) scheinen sich immer weiter vom Königshaus abzusondern. Sie pochen auf ihre Privatsphäre und halten insbesondere zu Prinz William und Kate (beide 37) Abstand. Auch das erste Weihnachtsfest mit ihrem Baby Archie werden sie nicht gemeinsam mit der Monarchin feiern, sondern mit Harrys Schwiegermutter Doria Ragland. Normalerweise verbringt die Königsfamilie die Festtage mit der Queen im englischen Sandringham.

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