Prinz Andrew legt nach seinem umstrittenen Fernsehinterview zu den gegen ihn erhobenen Missbrauchsvorwürfen in der Epstein-Affäre seine öffentlichen Aufgaben als Mitglied des britischen Königshauses nieder.
Prinz Andrew
Prinz Andrew - AFP/Archiv
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Queen stimmt vorübergehendem Rückzug ihres Sohnes aus der Öffentlichkeit zu.

Er habe die Queen gebeten, «auf absehbare Zeit von öffentlichen Verpflichtungen zurücktreten zu dürfen», erklärte Prinz Andrew am Mittwochabend. Königin Elizabeth II., seine Mutter, habe dem Anliegen zugestimmt. Zuvor waren weitere Universitäten und Firmen auf Distanz zu dem Bruder von Prinz Charles gegangen.

Der 59-Jährige erklärte, er habe erkannt, dass seine Verbindungen zum verurteilten US-Sexualstraftäter Jeffrey Epstein eine «immense Störung» im britischen Königshaus sowie bei den öffentlichen Einrichtungen und wohltätigen Organisationen, mit denen er verbunden sei, verursacht hätten. «Ich bedauere weiterhin in unmissverständlicher Weise meine unbedachte Verbindung zu Jeffrey Epstein», erklärte Prinz Andrew.

Epsteins Suizid im August lasse «viele Fragen offen, vor allem für seine Opfer», erklärte der Herzog von York. Er empfinde Mitgefühl für «alle Betroffenen» und hoffe, dass sie «mit der Zeit in der Lage sein werden, ihr Leben wieder aufzubauen». Er sei bereit, «wenn nötig», die Strafverfolgungsbehörden in ihren Ermittlungen zu unterstützen, fügte er an.

Prinz Andrew hatte mit einem am Samstag in der BBC ausgestrahlten Fernsehinterview zur Epstein-Affäre heftige Kritik auf sich gezogen. In der Sendung hatte sich der zweitälteste Sohn von Königin Elizabeth II. erstmals zu seiner Beziehung zu Epstein und den gegen ihn selbst erhobenen Missbrauchsvorwürfen geäussert.

Zwar wies der Prinz die Missbrauchsvorwürfe einer zum mutmasslichen Tatzeitpunkt minderjährigen Frau gegen ihn im Zusammenhang mit der Epstein-Affäre zurück. Zahlreiche Medien und Beobachter kritisierten jedoch, dass der Royal dabei kein Wort des Mitgefühls für Epsteins Opfer verloren habe. Stirnrunzeln löste zudem aus, dass Andrew Epsteins Verhalten lediglich als «unziemlich» bezeichnet hatte.

Mehrere Hochschulen und Unternehmen rückten daraufhin von dem 59-Jährigen ab. Die London Metropolitan University kündigte am Dienstag an, bei der nächsten Verwaltungsratssitzung in der kommenden Woche Prinz Andrews Position als Schirmherr auf den Prüfstand zu stellen. Am Mittwoch kappten drei australische Universitäten ihre Verbindungen zu Andrews Wirtschaftsförderinitiative Pitch@Palace.

Zudem kündigten mehrere Unternehmen an, ihre finanzielle Unterstützung für Pitch@Palace einzustellen. Auch der britische Telekom-Gigant British Telecom distanzierte sich von dem Royal.

Einige britische Medien schreiben angesichts des desaströsen Interview-Auftritts bereits von einem weiteren «Annus Horribilis» für die britische Queen. Die Königin hatte diesen Ausdruck (schreckliches Jahr) für das Jahr 1992 gebraucht - als ihr Palast Windsor Castle brannte, die Ehen ihrer Söhne Charles und Andrew zerbrachen und ihre Tochter Anne sich scheiden liess.

Prinz Andrew sieht sich ausserdem Rassismus-Vorwürfen ausgesetzt. Die frühere Innenministerin Jacqui Smith beschuldigte ihn, bei einem Empfang für die saudiarabische Königsfamilie abschätzig über Araber geäussert zu haben. Ein Sprecher des Buckingham-Palasts wies die Vorwürfe zurück. Der Prinz lehne Rassismus «in jeglicher Form» ab.

Der US-Multimillionär Epstein soll jahrelang minderjährige Mädchen und junge Frauen sexuell missbraucht und zur Prostitution gezwungen haben. Er hatte jahrelang gute Kontakte zu zahlreichen Politikern und Prominenten, darunter auch zum heutigen US-Präsidenten Donald Trump.

Die Zeugin Virginia Giuffre hatte ausgesagt, als Minderjährige von Epstein zum Sex mit dessen wohlhabenden Freunden gezwungen worden zu sein, darunter auch mit Prinz Andrew. Dies wies der Prinz in dem Fernsehinterview kategorisch zurück.

Epstein war im August in seiner New Yorker Gefängniszelle tot aufgefunden worden, der 66-Jährige beging nach offiziellen Angaben Suizid.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Prinz AndrewKing CharlesMutterQueenBBCDonald Trump