Der Papst reagiert mit der Meldepflicht auf die Kritik, er tue nicht genug gegen Missbrauch in der Kirche.
Papst Franziskus
Papst Franziskus kommt zu seiner wöchentlichen Generalaudienz im Vatikan. Foto: Alessandra Tarantino/AP - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Papst Franziskus hat für die gesamte katholische Kirche eine Meldepflicht für Fälle sexuellen Missbrauchs erlassen.
  • Bis spätestens Juni nächsten Jahres müssen Anlaufstellen für Anzeigen eingerichtet werden.

Der Papst reagiert auf die Kritik, er tue nicht genug gegen Missbrauch in der Kirche. Nun veröffentlicht der Pontifex neue Anweisungen - und die betreffen dieses Mal die ganze Kirche.

Für Kleriker und Ordensleute werde ab Juni die Verpflichtung eingeführt, innerhalb der Kirche Missbrauchs- und Vertuschungsfälle umgehend anzuzeigen. Das teilte der Vatikan am Donnerstag mit.

Der Chefredakteur der Kommunikationsabteilung des Vatikans Andrea Tornielli sagte: «Während diese Verpflichtung bis dato in einem gewissen Sinne dem persönlichen Gewissen überlassen war, wird sie zur universell gültigen Rechtsvorschrift.» Das Gesetz soll am 1. Juni in Kraft treten. Eine Meldepflicht an staatliche Stellen ist allerdings nicht vorgesehen.

Anlaufstellen für Anzeigen müssen eingerichtet werden

In dem apostolischen Schreiben «Vos estis lux mundi» (Ihr seid das Licht der Welt) heisst zudem: Die katholischen Diözesen in aller Welt müssten «ein oder mehrere dauerhafte und der Öffentlichkeit leicht zugängliche» Anlaufstellen für Anzeigen einrichten. Und das bis spätestens Juni nächsten Jahres.

Die katholische Kirche steckt seit Jahren wegen Missbrauchsskandalen in vielen Ländern der Welt in einer ihrer schwersten Krisen. Während des Pontifikats von Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. kam ans Licht, dass sich massenhaft Geistliche an Kindern vergangen hatten und von Oberen gedeckt wurden. Franziskus stand nun stark unter Druck, seinen Worten von einer «Null Toleranz»-Politik auch Taten folgen zu lassen.

Folge des Anti-Missbrauchsgipfel

Das nun veröffentlichte sogenannte Motu proprio ist eine Folge des Anti-Missbrauchsgipfels. Zu diesem hatte der Papst Ende Februar die Vorsitzenden aller Bischofskonferenz in den Vatikan geladen. Danach war kritisiert worden, dass der Pontifex keine umfassenden Schritte im Kampf gegen den Missbrauch von Kindern unternommen hatte. Zuletzt stellte Franziskus einzig für den kleinen Vatikanstaat - in dem kaum Kinder leben - entsprechende Regeln auf.

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