Palmer verzichtet nach Bahn-Kritik vorläufig auf Facebook

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Deutschland,

Eigentlich provoziert Tübingens grüner Oberbürgermeister gern über seine Facebook-Seite und ist heftige Kritik gewohnt. Doch aus dem aktuelle Shitstorm um Äusserungen zur Bahn zieht er Konsequenzen. Jedenfalls für eine Weile.

Boris Palmer, Oberbürgermeister der Stadt Tübingen, bekommt Zuspruch von der AfD. Foto: Sebastian Gollnow
Boris Palmer, Oberbürgermeister der Stadt Tübingen, bekommt Zuspruch von der AfD. Foto: Sebastian Gollnow - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach heftiger Kritik an seinen Äusserungen zur Auswahl von Bahn-Werbegesichtern will sich der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer vorübergehend von Facebook verabschieden.

«Ich poste von 0 Uhr bis zur Kommunalwahl nichts mehr auf Facebook», sagte der Grünen-Politiker der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten». Er hatte bereits «Facebook-Fasten» für Mai angekündigt, nun zieht er sich eine Woche früher für eine Weile aus dem sozialen Netzwerk zurück. Die Kommunalwahl findet am 26. Mai statt.

Palmer sagte den Blättern, er sei entsetzt über die Reaktionen, in denen er vielfach als rassistisch bezeichnet wurde. «Ich wurde falsch verstanden und jetzt wird auf mich eingeprügelt», klagte der 46-Jährige. Er hatte Bilder auf der Homepage der Bahn kommentiert, die Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben zeigen. «Ich finde es nicht nachvollziehbar, nach welchen Kriterien die Deutsche Bahn die Personen auf dieser Eingangsseite ausgewählt hat», schrieb Palmer auf Facebook. «Welche Gesellschaft soll das abbilden?»

Unter anderem sind auf der Bahn-Startseite im Netz derzeit der Sterne-Koch Nelson Müller, Moderatorin Nazan Eckes und der frühere Formel-1-Fahrer Nico Rosberg zu sehen, die auch auf Plakaten und in Werbespots Werbung für die Bahn machen. Im Radioprogramm «SWR Aktuell» bekräftigte Palmer am Mittwoch seine Kritik an der Kampagne. «Menschen wie ich, also alte, weisse Männer, tauchen auf dieser Bildauswahl nicht auf», sagte er. «Das finde ich erst mal erklärungsbedürftig.» Offen und bunt heisse nicht, dass Personen, die aussähen wie er, auf einmal keinen Platz mehr zugewiesen bekämen.

Ihm gehe es nun wie dem Grünen-Bundesvorsitzenden Robert Habeck, sagte Palmer der Deutschen Presse-Agentur: «Ich habe eine Sache, zu der ich stehe und die ich weiterhin für richtig halte, falsch kommuniziert, weil ich mir nicht mehr als eine Minute Zeit genommen habe, um die Wirkungen meiner Formulierungen zu durchdenken.» Den Fehler wolle er jetzt erstmal nicht mehr wiederholen. In der eigenen Partei hatte Palmer schon wiederholt grossen Ärger bekommen, weil er die Grünen immer wieder etwa beim Thema Asylpolitik provoziert.

Habeck hatte sich Anfang des Jahres komplett aus den sozialen Netzwerken Facebook und Twitter zurückgezogen, nachdem er für Äusserungen zum Wahlkampf in Bayern und Thüringen heftig kritisiert worden und zudem Opfer eines Datendiebstahls geworden war.

Zuspruch bekam Palmer von der AfD. Deren Bundestagsfraktionschef Alexander Gauland teilte mit, er sei Palmer «dankbar, dass er diese wichtige Debatte angestossen» habe. Der Bahn gehe es bei der Werbung, für die «ausschliesslich Personen mit Migrationshintergrund» ausgewählt worden seien, nicht darum, die Realität in den Zügen abzubilden, «sondern sich in einer gesellschaftspolitischen Debatte politisch einseitig zu positionieren und «Haltung» zu zeigen». Das sei aber nicht ihre Aufgabe.

Starkoch Müller schrieb auf Facebook, er sei tief bestürzt, dass jemand in so einer verantwortlichen Position die Diskussion auf so negative Art und Weise anfeuere. «Ich fühle mich als Schwabe, der in Stuttgart aufgewachsen ist, persönlich diskriminiert, weil ich nie das Gefühl hatte, dass ich etwas anderes bin als meine Freunde und Mitmenschen in meiner Heimat Deutschland», schrieb der Koch, der ghanaische Wurzeln hat. Ex-Rennfahrer Rosberg warf Palmer auf Twitter vor, er wolle spalten und ausgrenzen. «Ich bin Sohn eines Finnen und einer Deutschen. Völkervielfalt liegt in meinen Genen.»

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