Norwegische E-Busse können aus China ferngesteuert werden
Eine Sicherheitsprüfung deckte gravierende Schwachstellen auf. 850 Busse des Herstellers Yutong sind theoretisch aus der Ferne steuerbar – oder abschaltbar.

Das Wichtigste in Kürze
- In Norwegen fahren über 850 chinesische Yutong-Busse – mit Cyberrisiken.
- Ein Test zeigte: Yutong-Busse können theoretisch aus China ferngesteuert werden.
- Zugang besteht zu Türen, Batterie, Diagnosedaten und Steuerungssystemen.
Cyber-Alarm in Norwegen!
In dem skandinavischen Land sind über 1350 chinesische Elektrobusse im Einsatz, rund 850 davon stammen vom Hersteller Yutong.
Der Osloer Verkehrsbetrieb Ruter wollte im vergangenen Sommer wissen, wie es um die Cybersicherheit seiner Fahrzeuge steht.
Er unterzog deshalb zwei Busse einem eingehenden Check: einen neuen Yutong-Bus und ein drei Jahre altes Modell des niederländischen Herstellers VDL.
850 Busse könnten aus China ferngesteuert werden
Die Ergebnisse, die das Unternehmen in einer Mitteilung veröffentlichte, sind alarmierend: Während der VDL-Bus keine Mängel aufwies, stellten die Fachleute beim Yutong-Bus gravierende Sicherheitslücken fest.
Die konkreten Befunde:
- Direkter digitaler Zugang des Herstellers zu jedem Bus für Software-Updates und Diagnosen
- Zugriff auf das Steuerungssystem der Batterie
- Stromversorgung über eine rumänische SIM-Karte
- Theoretische Möglichkeit zur vollständigen Deaktivierung des Busses
- Fernsteuerung der Fahrertüren
- Vollzugriff auf Diagnosedaten, Fehlerprotokolle und Betriebsparameter
Im Klartext: 850 in Norwegen eingesetzte Yutong-Busse könnten aus China ferngesteuert oder sogar stillgelegt werden!
Wie das norwegische Verkehrsunternehmen mitteilt, macht die elektronische SIM-Karte in Rumänien diese Fernsteuerung möglich.
«Bedrohung für die nationale Sicherheit»
Ruter hat das norwegische Verkehrsministerium über die Ergebnisse informiert. Für zukünftige Buskäufe sollen nun Verfahren eingeführt werden, um solche Sicherheitsrisiken auszuschliessen.
Auch in Dänemark sorgt der Bericht für Kritik. Das Verkehrsunternehmen Movia betreibt dort 262 Yutong-Busse und hat weitere bestellt.
Thomas Rohden von den Liberalen nannte die Fahrzeuge gegenüber dem dänischen Rundfunk «eine Bedrohung für die nationale Sicherheit».
Auch der sozialdemokratische Abgeordnete Kasper Roug fordert eine Untersuchung durch das nationale Zentrum für Cybersicherheit.
Schweden hat China-Busse schon aus dem Verkehr genommen
Das dänische Verkehrsunternehmen will die SIM-Karten der Busse dennoch nicht entfernen. Denn: Ohne sie könnten keine Echtzeitinformationen an Fahrgäste gesendet werden.
In Schweden wurden chinesische Elektrobusse dagegen bereits im Frühjahr stillgelegt. Der Grund waren zum einen Hinweise auf Zwangsarbeit bei der Herstellung der Busse. Zum anderen gab es auch dort Bedenken, dass China sensible Daten sammeln könnte.

In der Schweiz ist bislang von keinem ÖV-Unternehmen bekannt, dass es E-Busse vom chinesischen Hersteller Yutong einsetzt. Yutong hat bereits Busse in die Slowakei, nach Frankreich, Grossbritannien, Norwegen, Island «und andere europäische Länder» verkauft. Das gibt die Firma auf ihrer Webseite an.
Klar ist jedoch: Auch bei uns sorgte mutmassliche chinesische Spionage bereits für Wirbel. Ein prominentes Beispiel ist der Spionage-Fall rund um das Hotel Rössli am Militärflugplatz Meiringen BE.
Ende 2023 wurde bekannt, dass ab 2018 für fast fünf Jahre eine chinesische Familie das Hotel betrieb. Und mutmasslich für den chinesischen Staatsapparat spionierte.















