Nikol Paschinjan, Oppositionschef in Armenien, ruft nach der erzwungenen Rücktritt von Regierungschef Sersch Sargjan zur «samtenen Revolution» auf.
Nikol Paschinjan bildet seit Jahren die Opposition gegen Regierungschef Sersch Sargsjan.
Nikol Paschinjan bildet seit Jahren die Opposition gegen Regierungschef Sersch Sargsjan. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nikol Paschinjan ist der Mann hinter den armenischen Protesten.
  • Jahrelang setzte er sich gegen die Regierung von Sersch Sargsjan ein.

Tarnkleidung, grauer Bart, Schirmmütze -– Armeniens Protestführer Nikol Paschinjan erinnert äusserlich an den kubanischen Revolutionär Fidel Castro, manche vergleichen ihn mit Che Guevara. Dazu winkt Paschinjan beim Treffen mit Journalisten in der Hauptstadt Eriwan ab. «Unsere politische Bewegung will die Atmosphäre im Land verändern», sagt er schlicht. Seit Jahren kämpft er gegen die etablierten Eliten und Korruption sowie für demokratische Reformen.

Der 42-Jährige – verheiratet, 4 Kinder – machte sich früh einen Namen als Regierungskritiker. Er studierte Journalistik in Eriwan und flog kurz vor dem Abschluss von der Universität. Das sei eine politische Entscheidung auch wegen seiner kritischen Artikel gewesen, meint Paschinjan. Dennoch arbeitete er jahrelang als Journalist und gründete 1999 die oppositionelle Zeitung «Armenische Zeit».

Paschinjan hat mit den organisierten Protesten der Rücktritt von Regierungschef Sersch Sargsjan erzwungen.
Paschinjan hat mit den organisierten Protesten der Rücktritt von Regierungschef Sersch Sargsjan erzwungen. - Dpa

Paschinjan, der nun die «samtene Revolution» ausgerufen und Regierungschef Sersch Sargsjan zum Rücktritt gezwungen hat, war schon früher mit Sargsjan aneinandergeraten. Nach dessen erster Wahl zum Präsidenten 2008 galt Pschinjan als einer der Anführer von Protesten. Damals wurden zehn Menschen getötet, Paschinjan sass für kurze Zeit im Gefängnis. 2012 wurde er ins Parlament gewählt. Dort machte er Stimmung gegen Sargsjan und den politischen Einfluss von Oligarchen.

Sieht sich als «Kandidat des Volkes»

Beobachter beschreiben Paschinjan als aufbrausend aber charismatisch. Mit viel Energie hat er seine Anhänger zu Protesten mobilisiert. Er selbst bezeichnet sich als «Kandidat des Volkes». Er will in Armenien unabhängige Institutionen schaffen. In der Aussenpolitik hält er an der Zusammenarbeit sowohl mit Russland als auch mit der EU fest sowie an einem harten Kurs gegen das verfeindete Aserbaidschan. Am Dienstag wird erneut abgestimmt. Paschinjan gilt als einziger Kandidat.

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