Niederlande: Rechtsextreme schliessen sich Bauernprotesten an
Die Niederlande hat mit Bauernprotesten zu kämpfen. Rechtsextreme schliessen sich nun diesen Protesten an.

Das Wichtigste in Kürze
- In den Niederlanden protestieren die Bauern für neue Stickstoff-Regeln.
- Unter die Protestierenden mischen sich immer mehr Rechtsextreme.
- Die Bewegung könnte sich auf andere Länder ausweiten.
Eigentlich gehen sie wegen Stickstoff-Regeln auf die Strasse. Doch die Proteste der Landwirte in den Niederlanden ziehen auch Rechtsextreme und Querdenker an. Und die haben ganz andere Absichten.
Das ausgebrannte Lager einer Online-Supermarktkette im niederländischen Almelo ist die richtige Kulisse, um den «Dritten Weltkrieg» zu verkünden. Das meint der Reporter des US-Programms «War Room».

Die angebliche Front verläuft nach dieser alternativen Wahrheit gleich hinter der deutschen Grenze. Passend dazu wurden jüngst in sozialen Netzwerken Fotos von Panzern herumgereicht.
Mit denen sollen angeblich Landwirte und Regierung in den Niederlanden aufeinander losgegangen sein. Sehr martialisch. Doch nichts davon stimmt.
Die Demonstrationen der niederländischen Bauern und Bäuerinnen gegen geplante Stickstoff-Regeln werden im Netz zum Auftakt eines Bürgerkrieges hochstilisiert. Radikale von Rechtsaussen sowie die Coronaleugner-Szene, die aktuell viel weniger Menschen als früher mobilisieren kann, versuchen Anschluss zu finden.
Niederlande: Warum Rechtsextreme sich den Bauernprotesten anschliessen
Die Bauernproteste symbolisierten für Rechtsextreme den Widerstand aus dem «Volk», das sich gegen die «Elite» stelle. Das analysiert Pia Lamberty vom Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS), das Radikalisierungstendenzen und Verschwörungserzählungen im Netz untersucht. «Solche Proteste sind für Demokratiefeinde eine ideale Projektionsfläche», sagt die CeMAS-Co-Geschäftsführerin der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Seit Wochen gibt es in den Niederlanden Demos gegen geplante Umweltauflagen der Regierung. Landwirte blockieren mit Treckern Autobahnen, stecken Heuballen in Brand, bedrohen Politiker und deren Familien.

Immer häufiger mischen sich Extremisten darunter. Die Polizei beobachtet, dass sich den wütenden Bauern Komplott-Denker, Anti-Corona-Aktivisten, Rechtsextreme und andere Gruppen anschliessen. Diese agieren allgemein und diffus gegen den Staat.
Auf einschlägigen Foren in den sozialen Medien, etwa «Bauern im Aufstand» (Boren in Opstand) bei Telegram, häufen sich Gewaltaufrufe. Von «Bürgerkrieg» ist die Rede. Oder: «Lasst Den Haag brennen».
Auch deutsche Organisationen beteiligt
Auch in Deutschland wollen vom Verfassungsschutz beobachtete Organisationen auf den Protestzug aufspringen. «Es könnte ein Flächenbrand werden», frohlockt etwa die Kleinstpartei Freie Sachsen auf Telegram. Sie schwärmt schon davon, dass Demonstrationen der Bauern «mit den dauerhaften Protesten gegen die Regierung verknüpft» werden.
Für Martin Sellner, den Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, sind sie Teil eines «grossen, anti-globalistischen, ... patriotischen Widerstands».
«Was wir viel sehen: dass die Proteste als Symbol eines Umbruchs beschrieben werden, also eines Systemsturzes», sagt Lamberty. Die bereits angespannte Lage werde im Netz weiter angeheizt in der Hoffnung, dass das verhasste System endlich kollabiert.