Rolle bei NS-Judenverfolgung: Niederlande entschuldigen sich
Das Wichtigste in Kürze
- Die Niederlande hat sich erstmals für ihre Rolle in der NS-Jugendverfolgung entschuldigt.
- Ministerpräsident Rutte resümiert, dass der Antisemitismus noch immer da sei.
- Die Befreiung aus dem Vernichtungslager Auschwitz jährt sich am Montag zum 75. Mal.
«Nun, da die letzten Überlebenden bei uns sind, entschuldige ich mich für das, was die Behörden getan haben.» Dies sagte Ministerpräsident Mark Rutte einen Tag, bevor sich die Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz zum 75. Mal jährt.
«75 Jahre nach Auschwitz ist der Antisemitismus immer noch unter uns», sagte Rutte weiter. «Aus diesem Grund müssen wir voll und ganz anerkennen, was damals geschah, und es laut aussprechen.»
Zu wenig Schutz für die jüdischen Opfer
Von den 140'000 niederländischen Jüdinnen und Juden überlebten 102'000 den Holocaust nicht. «Unsere Regierungsinstitutionen haben nicht als Hüter des Rechts und der Sicherheit gehandelt», sagte Rutte. «Zu viele niederländische Beamte» hätten die Befehle der deutschen Besatzer ausgeführt. Insgesamt habe es zu wenig Schutz und zu wenig Hilfe für die jüdischen Opfer der NS-Verfolgung gegeben.
Am Montag gedenken zahlreiche internationale Staats- und Regierungschefs in Auschwitz der Befreiung des deutschen Vernichtungslagers durch sowjetische Truppen am 27. Januar 1945. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reist zu der Gedenkfeier nach Polen.
Steinmeier warnt vor Wiedererstarken des Antisemitismus
Steinmeier hatte am Donnerstag bereits am Welt-Holocaust-Forum anlässlich des 75. Jahrestags der Auschwitz-Befreiung in Jerusalem teilgenommen. Als erstes deutsches Staatsoberhaupt sprach er dabei in Israels nationaler Holocaust-Gedenkstätte und warnte vor einem Wiedererstarken des Antisemitismus.
«Ich wünschte, sagen zu können: Wir Deutsche haben für immer aus der Geschichte gelernt», sagte Steinmeier. «Aber das kann ich nicht sagen, wenn Hass und Hetze sich ausbreiten.»