«Nie wieder still»: Berlin feiert den CSD
Hunderttausende demonstrieren beim Christopher Street Day in Berlin. Die Kundgebung erinnert an die Geburtsstunde der Pride Parade.

In Berlin ist am Samstag die Demonstration zum Christopher Street Day (CSD) gestartet. Die Veranstalter erwarteten hunderttausende Menschen.
80 Wagen sowie rund hundert Fussgruppen gehören zum Kundgebungszug, der von Berlin-Mitte über Schöneberg zum Tiergarten führt. Für den Nachmittag waren eine Abschlusskundgebung und ein Bühnenprogramm am Brandenburger Tor geplant.
Der Aufstand als Geburtsstunde
Die Kundgebung erinnert an den 28. Juni 1969, als die Polizei die Schwulenbar «Stonewall Inn» in der New Yorker Christopher Street stürmte, worauf tagelange Zusammenstösse zwischen Aktivisten und Sicherheitskräften folgten.
Der Aufstand gilt als Geburtsstunde der modernen Schwulen- und Lesbenbewegung. Das Motto des diesjährigen CSD in Berlin lautet «Nie wieder still».
Ernste und angespannte Lage
Demonstriert wird für die Rechte unter anderem von Schwulen, Lesben, Transsexuellen und Transgender sowie Inter- und Bisexuellen.
Die Veranstalter hatten im Vorfeld auf eine ernste und angespannte Lage verwiesen. Nach Angaben der Behörden steigen queerfeindliche Straftaten seit Jahren an.
Laut einem Ende vergangenen Jahres veröffentlichten Lagebericht des Bundeskriminalamts und des Bundesinnenministeriums hat sich die Zahl der Straftaten im Bereich «Sexuelle Orientierung» und «Geschlechtsbezogene Diversität» seit 2010 nahezu verzehnfacht.
Steigende Straftaten und fehlende Unterstützung
Das liege auch an der zunehmenden Sichtbarkeit und Anzeigebereitschaft – zugleich werde von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen.
Der Verband Queere Vielfalt und der CSD Berlin hatten vor diesem Hintergrund fehlende Unterstützung aus der Politik beklagt und etwa die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) kritisiert, am Reichstagsgebäude zum CSD keine Regenbogenfahne zu hissen.
Aktivisten hatten aus Protest gegen Klöckners Entscheidung am späten Freitagnachmittag eine 400 Quadratmeter grosse Flagge auf dem Rasen vor dem Bundestag ausgebreitet. Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger (SPD) entschied dagegen, die Regenbogenflagge am Gebäude der Ländervertretung an der Leipziger Strasse zu hissen.