Nachdem US-Präsident den Rückzug seiner Truppen aus Afghanistan angekündigt hat, beschliesst nun auch die Nato offiziell den Rückzug aus dem Land.
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Lloyd Austin (l), Verteidigungsminister der USA, und Jens Stoltenberg, Generalsekretär der NATO, kommen zu Gesprächen ins NATO-Hauptquartier. Der US-Verteidigungsminister ist zu Gesprächen mit europäischen und NATO-Verbündeten zu Afghanistan und der Ukraine in Brüssel. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die USA haben ihren Rückzug aus Afghanistan beschlossen.
  • Nun will auch die Nato die Truppen aus dem Land abziehen.

Die Nato leitet nach der Rückzugsentscheidung der USA das Ende ihres Einsatzes in Afghanistan ein. Die Alliierten hätten entschieden, mit dem Abzug aus dem Land zu beginnen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwochabend nach einer Videokonferenz der Aussen- und Verteidigungsminister der 30 Bündnisstaaten von Diplomaten.

US-Präsident Joe Biden hatte zuvor ankündigen lassen, dass die USA als grösster Truppensteller in dem Krisenstaat ihre Soldaten nach 20 Jahren zum 11. September nach Hause holen - dem 20. Jahrestag der Terroranschläge von New York und Washington. Für die Partner wäre eine Fortführung des Einsatzes deswegen nur noch mit erheblichen Zusatzkosten und Risiken möglich gewesen.

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ARCHIV - Stadtansicht von Kabul (Afghanistan) aus dem Hubschrauber aufgenommen. Foto: Michael Kappeler/dpa - sda - Keystone/dpa/Michael Kappeler

Zurzeit sind noch etwa 10 000 reguläre Soldaten aus Nato-Ländern und Partnernationen in Afghanistan. Sie sollen die demokratisch gewählte Regierung durch die Ausbildung und Beratung von Sicherheitskräften in ihrem Kampf gegen islamistische Extremisten wie die Taliban unterstützen. Deutschland hat zurzeit rund 1100 Soldaten vor Ort und ist damit der zweitgrösste Truppensteller nach den USA.

«Gehen gemeinsam raus»

Die deutsche Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte bereits vor der Nato-Vidoekonferenz klar gemacht, dass der Abzug der US-Soldaten zwingend den Abzug der Bundeswehr nach sich zieht. «Wir haben immer gesagt: Wir gehen gemeinsam rein, wir gehen gemeinsam raus», sagte die CDU-Politikerin im ARD-«Morgenmagazin».

Mit der Entscheidung steht für die Bundeswehr der verlustreichste Einsatz ihrer Geschichte vor dem Ende. 59 deutsche Soldaten liessen in Afghanistan ihr Leben, von ihnen wurden 35 in Gefechten oder bei Anschlägen getötet. Afghanistan ist zudem der zweitlängste Auslandseinsatz der Bundeswehr nach der Kosovo-Mission, die bereits 1999 begann.

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Nato-Soldaten in Afghanistan - AFP/Archiv

Mit Spannung wird nun erwartet, welche Konsequenzen die Abzugsentscheidung für die laufenden Friedensverhandlungen der afghanischen Regierung mit den militant-islamistischen Taliban hat. Als ein Risiko wird gesehen, dass die Taliban kurz nach einem Truppenabzug mit Waffengewalt die Macht übernehmen könnten. Für die junge Demokratie in Afghanistan und Fortschritte bei Frauenrechten oder Medienfreiheit dürfte eine solche Entwicklung der Todesstoss sein.

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