Nach Manchester: Wie geht die Politik mit der Lage um?
Viele Jüdinnen und Juden fühlen sich nach dem Anschlag in Manchester unsicher – und das nicht nur in Grossbritannien.

Am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur ereignete sich vor einer Synagoge in Manchester ein Terrorangriff.
Der 35-jährige Brite mit syrischen Wurzeln tötete zwei Gemeindemitglieder und verletzte mehrere Menschen schwer.
Der Täter raste mit einem Auto in Beter und stach mit einem Messer auf Menschen ein. Die Polizei erschoss den Angreifer sieben Minuten nach Beginn der Attacke in Manchester, berichtet die «taz».
Regierung verspricht nach Angriff in Manchester mehr Schutz
Zwei Menschen kamen bei dem Attentat ums Leben, drei weitere wurden schwer verletzt. Neben dem Angreifer wurden noch zwei weitere Personen festgenommen, meldet «Euronews».
Der Vorfall in Manchester versetzt vor allem gläubige Juden in Grossbritannien in Angst. Die Politik reagiert bestimmt: Premierminister Keir Starmer sagte zusätzlichen Polizeischutz für Synagogen im ganzen Land zu, berichtet die «Jüdische Allgemeine».

Der Dachverband der jüdischen Gemeinden in Manchester erklärte, die schlimmsten Befürchtungen seien wahr geworden. Der Angriff sei der Höhepunkt von zwei Jahren anhaltenden Judenhasses gegen die Gemeinde, so die Organisation.
Dies sei ein Ereignis, das jeder Jude in Grossbritannien befürchtet habe, heisst es in der Stellungnahme. Oberrabbiner Ephraim Mirvis bezeichnete die Tragödie als Folge einer unerbittlichen Welle des Judenhasses auf den Strassen.
«Der Tag, den wir nie erleben wollten»
«Dies ist der Tag, von dem wir hofften, dass wir ihn nie erleben würden», schrieb er laut «Euronews» in sozialen Medien.
Tief im Inneren habe man jedoch gewusst, dass er kommen würde, fügte das Oberhaupt des orthodoxen Judentums hinzu.
Seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 ist die Zahl antisemitischer Vorfälle in Grossbritannien sprunghaft angestiegen. Von Januar bis Juni wurden laut «Euronews» mehr als 1'500 Vorfälle gemeldet, die zweithöchste Zahl in einem Halbjahr überhaupt.
Grossbritanniens Premierminister Keir Starmer warnte eindringlich vor zunehmendem Judenhass im Land.
Hass flammt wieder auf
«Wir müssen es klar benennen, es ist ein Hass, der wieder aufflammt», sagte der Labour-Politiker nach einer Krisensitzung. Grossbritannien müsse diesen Hass erneut besiegen, forderte er in seiner Ansprache laut der «taz».
Die Sicherheitslage für Juden in Europa bereitet vielen Betroffenen grosse Sorgen. Laut einer Erhebung der EU-Agentur für Grundrechte machen sich 53 Prozent der Befragten Sorgen um ihre eigene Sicherheit.
60 Prozent fürchten um die Sicherheit ihrer Familie, zeigen die Daten der Agentur. 80 Prozent der befragten Juden sind der Auffassung, dass der Antisemitismus in den letzten fünf Jahren zugenommen hat.
Antisemitismus – ein weltweites Problem?
In Deutschland sind sogar 86 Prozent dieser Meinung, wie die Europäische Kommission unter Berufung auf die FRA-Studie mitteilt. Mehr als jeder vierte Befragte gab an, im vergangenen Jahr antisemitisch belästigt oder angegriffen worden zu sein.
Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt von der Konferenz Europäischer Rabbiner kritisierte Regierungen scharf. «Regierungen weltweit sollten uns die immer gleichen Bekenntnisse zum Kampf gegen Antisemitismus ersparen», sagte er laut dem «ZDF».

Stattdessen sollten sie endlich dafür sorgen, dass Juden sicher seien, forderte der Präsident der Rabbinerkonferenz nach dem Anschlag. Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog betonte, in Grossbritannien hätten Fälle gewalttätigen Antisemitismus ein beispielloses Ausmass erreicht.
Die freie Welt könne nicht zulassen, dass der Konflikt zum politischen Instrument gegen das jüdische Volk werde. Israels Aussenminister Gideon Saar forderte von der britischen Regierung einen Kurswechsel und konsequente Bekämpfung der grassierenden Hetze.