Millionen Minderjährige Opfer von sexueller Gewalt in Deutschland
Laut einer neuen Studie haben 12,7 Prozent der 18- bis 59-Jährigen in Deutschland im Kindes- oder Jugendalter sexualisierte Gewalt erlebt.

Millionen Menschen in Deutschland werden im Kindes- und Jugendalter Opfer von sexualisierter Gewalt. Einer neuen Studie zufolge haben 12,7 Prozent der 18- bis 59-Jährigen solche Taten als Kinder oder Jugendliche erlebt – das sind 5,7 Millionen Menschen.
Das Ausmass solcher Taten in Deutschland sei «erschreckend gross», sagte der Mannheimer Psychiater und Studienautor Harald Dressing. Über das Internet und soziale Medien haben nach eigenen Angaben bereits fast 32 Prozent sexualisierte Gewalt erlebt.
Erstmals zeigt die Erhebung nach Angaben der Forscherinnen und Forscher das Ausmass der Taten und deren Verteilung auf einschlägige Tatorte auch jenseits der katholischen und evangelischen Kirche. Dort war in den vergangenen Jahren immer mehr Missbrauch bekanntgeworden. Nun zeigt die federführend am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim entstandene Studie «ein erhebliches Dunkelfeld» solcher Taten insgesamt.
Gefragt wurde nach Taten gegenüber Unter-14-Jährigen und nach Taten gegenüber Unter-18-Jährigen gegen deren Willen. Gefragt wurde etwa nach sexueller Belästigung oder Nötigung, aber auch nach Annähern im Internet für spätere sexuelle Übergriffe.
«Sehr unterschiedliche Tatbereiche»
Die Betroffenenrate betrug bei Frauen knapp 21 und bei Männern 5 Prozent. Dressing betonte, dass «sehr unterschiedliche Tatbereiche» eine Rolle spielten.
Mädchen seien häufiger im Familien- und Freundeskreis betroffen – mit rund einem Drittel insgesamt der häufigste Tatkontext. Jungen hingegen erleben sexualisierte Gewalt demnach häufiger in Sport- und Freizeiteinrichtungen, im kirchlichen Kontext und im Rahmen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Über das Internet und soziale Medien haben nach eigenen Angaben bereits fast 32 Prozent sexualisierten Gewalt erlebt.
95 Prozent der Täter sind laut der Studie männlich. Mehr als 37 Prozent der Opfer hatten bisher keiner Person von der Tat berichtet.