Angela Merkel verteidigte im Bundestag die neuen Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus. Die AfD hält die Regeln für masslos und unangemessen.
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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gibt im Bundestag eine Regierungserklärung zur Bewältigung der Corona-Pandemie ab. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Kanzlerin Angela Merkel verteidigte am Mittwoch im Bundestag die neuen Corona-Massnahmen.
  • Deutschland verhängte neue Regeln – etwa die Schliessung aller Restaurant und Hotels.
  • Die AfD fordert differenziertere Massnahmen, welche «gesunde» Menschen weniger treffen.

Der Winter steht vor der Tür, die Lage in der Pandemie ist ernst. Diese Botschaft sendet Kanzlerin Merkel auch im Bundestag aus. Die neuesten Verschärfungen der Corona-Regeln verteidigt sie.

Kritik sei dennoch richtig und wichtig. Kanzlerin Angela Merkel hat die breite Debatte über die harten Anti-Corona-Massnahmen begrüsst und vor Populismus gewarnt.

Merkel
Kanzlerin Angela Merkel. - POOL

«Kritische Debatte schwächt nicht die Demokratie, sie stärkt sie». Dies sagte die CDU-Politikerin am Donnerstag bei ihrer Regierungserklärung im Bundestag in Berlin.

Verschwörung und Hass sind keine Lösung

Sie mahnte aber auch: «Beschwichtigendes Wunschdenken und populistische Verharmlosung wären nicht nur unrealistisch. Es wäre unverantwortlich.» Und weiter: «Lüge und Desinformation, Verschwörung und Hass beschädigen nicht nur die demokratische Debatte, sondern auch den Kampf gegen das Virus.»

Merkel verteidigte die am Mittwoch mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten beschlossene Verschärfung der Corona-Regeln. «Die Massnahmen, die wir jetzt ergreifen, sind geeignet, erforderlich und verhältnismässig. Wenn wir, liebe Kolleginnen und Kollegen, stattdessen warten würden, bis die Intensivstationen voll sind, dann wäre es zu spät.»

Restaurants und Hotels müssen schliessen

Am Mittwoch hatten Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder neue Kontaktbeschränkungen beschlossen. Auch wurde entschieden, dass Restaurants wieder schliessen und Hotels keine Touristen mehr aufnehmen dürfen.

Abgeordnete der AfD störten die Rede Merkels zu Beginn mit ungewöhnlich vielen Zwischenrufen. Sie halten die Beschlüsse für masslos und unangemessen. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble sah sich gezwungen, die AfD-Parlamentarier zu Disziplin zu ermahnen.

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Einblick in den deutschen Bundestag, der wohl um rund 30 Sitze anwachsen wird. - dpa

Die Corona-Lage in Deutschland bezeichnete Merkel als dramatisch. In den vergangenen Wochen seien die Zahlen der Neuinfektionen «deutlich in die Höhe geschnellt», sagte sie.

Viele Gesundheitsämter seien an der Belastungsgrenze. «Wir befinden uns zum Beginn der kalten Jahreszeit in einer dramatischen Lage. Sie betrifft uns alle. Ausnahmslos.»

Engagement und Ausdauer aller ist gefordert

Die Bürgerinnen und Bürger rief Merkel zu weiterer Vorsicht und Solidarität in der Corona-Krise auf. Es komme auf jede und jeden einzelnen sowie Engagement, Ausdauer und Rücksichtnahme aller an, sagte sie. Die Pandemie stelle die Gesellschaft in mehrfacher Hinsicht auf eine Bewährungsprobe – medizinisch, politisch, wirtschaftlich und sozial. Nur Miteinander und füreinander komme man durch diese schwere Krise.

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Die Corona-Massnahmen in Deutschland sind streng. - Keystone

AfD-Fraktionschef Alexander Gauland forderte, dass der Bundestag über alle Massnahmen gegen die Corona-Pandemie entscheiden müsse. «Eine Corona-Diktatur auf Widerruf verträgt sich nicht mit unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung», sagte er nach der Regierungserklärung Merkels. Deutschland habe seine Freiheit zu mühselig errungen, «als dass wir sie an der Garderobe eines Notstandskabinetts abgeben».

«Auch um den Preis, dass Menschen sterben»

Gauland forderte differenziertere Massnahmen wie etwa einen besonderen Schutz von Risikogruppen durch gesonderte Einkaufszeiten. Menschen, für die das Coronavirus nicht so gefährlich sei, dürfe man dagegen nichts verbieten, sagte er. Derzeit zahlten viele Menschen einen hohen Preis, die überhaupt nichts falsch gemacht hätten. «Wir müssen abwägen», betonte Gauland, «auch um den Preis, dass Menschen sterben».

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