Kanzlerin Merkel und der neue US-Präsident Biden wollen die Scherben kitten, die Bidens Vorgänger Trump im deutsch-amerikanischen Verhältnis hinterlassen hat. Die ersten Treffen scheinen vielversprechend.
Angela Merkel hat ein positives Fazit ihres ersten Treffens mit US-Präsident Biden gezogen. Foto: Leon Neal/getty pool/AP/dpa
Angela Merkel hat ein positives Fazit ihres ersten Treffens mit US-Präsident Biden gezogen. Foto: Leon Neal/getty pool/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Kanzlerin Angela Merkel hat ein positives Fazit ihrer ersten direkten Gespräche mit dem neuen US-Präsidenten Joe Biden gezogen.

Die Atmosphäre bei den Beratungen beim G7-Gipfel im englischen Cornwall sei sehr kooperativ und von gegenseitigem Interesse geprägt gewesen. «Es sind sehr gute, konstruktive und auch sehr lebendige Diskussionen im Sinne, dass man aufeinander eingeht», sagte Merkel am Samstag am Rande des Treffens in einer Online-Pressekonferenz. «Das ist ja hier das Besondere an diesem G7-Format, dass einfach eine ganz offene und nicht so formelle Gesprächsatmosphäre herrscht.»

Merkel hatte Biden zuvor am Rande des Gipfels zum Gedankenaustausch getroffen. Es war wegen der Corona-Pandemie das erste physische Treffen der beiden im engsten Kreis. Zuvor waren Beratungen wegen der Corona-Pandemie nur per Video- oder Telefonkonferenz möglich. Mit Bidens Vorgänger Donald Trump hatte es wegen dessen «Amerika-zuerst»-Politik oft schwierige Verhandlungen im Kreis der G7 gegeben. Auch das persönliche Verhältnis zwischen Merkel und Trump war wegen der Politik des US-Präsidenten belastet.

Biden sprach am Samstagabend in einem Tweet von einem «grossartigen Treffen» mit Merkel. «Die Verbindungen zwischen unseren beiden Nationen sind stärker als je zuvor - und ich freue mich darauf, sie nächsten Monat im Weissen Haus zu begrüssen, um unsere Arbeit fortzusetzen», schrieb der US-Präsident. Biden hatte Merkel am Freitag für den 15. Juli zu einem Besuch im Weissen Haus in Washington eingeladen. Die Kanzlerin wird erstmals nach mehr als drei Jahren wieder im Weissen Haus in Washington erwartet.

Merkel sagte nach dem Gespräch, sie habe mit Biden vor allem über dessen Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin an diesem Mittwoch in Genf gesprochen. Dies sei auch Thema im Kreis der G7 gewesen. Man habe seine jeweiligen Sichtweisen ausgetauscht. Zudem habe sie mit Biden über den Nato-Gipfel am Montag sowie über die Lage in Afghanistan nach dem Rückzug der US-Truppen gesprochen. Auch die Gas-Pipeline Nord Stream 2 war demnach Thema. Hier sei man «auf einem guten Weg». Sie sei sich mit Biden einig, dass es «existenziell und unabdingbar» sei, die Ukraine weiter am Gastransit von Russland nach Europa zu beteiligen.

Die Regierung Bidens hatte vor drei Wochen ihren jahrelangen Widerstand gegen die umstrittene Pipeline zwischen Russland und Deutschland teilweise aufgegeben und auf Sanktionen gegen die Betreibergesellschaft verzichtet - auch aus Rücksicht auf die Beziehungen zu Deutschland.

Auf von Regierungssprecher Steffen Seibert getwitterten Fotos ist zu sehen, wie sich die Kanzlerin und der Präsident bei ihrem Treffen auf einer Terrasse gegenüber sitzen. Mit am Tisch sind Merkels aussenpolitischer Berater Jan Hecker und Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan.

Merkel und Biden streben nach dem Tiefpunkt in den deutsch-amerikanischen Beziehungen in der Zeit von Trump einen Neustart an. Biden lässt anders als Trump keinen Zweifel daran, wie wichtig ihm das Verhältnis zu Deutschland ist. Der Besuch in Washington dürfte auch eine der letzten Reisen Merkels als Kanzlerin sein. Nach der Bundestagswahl am 26. September wird sie als Regierungschefin abtreten.

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