Seit Tagen warten Flüchtlinge vor der Küste Italiens endlich an Land gehen zu können. Doch die Rettungsschiffe dürfen nicht anlegen.
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Flüchtlinge, die auf dem Mittelmeer gerettet werden. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Italien spitzt sich die Lage für die Flüchtlingsboote zu.
  • Menschenrechtler fordern nun dringend die Aufnahme von Flüchtlingen.

Nach fast zwei Wochen auf dem Mittelmeer werden die Appelle zur Aufnahme von dutzenden Flüchtlinge an Bord von zwei Hilfsschiffen immer eindringlicher. Auf der «Sea-Watch 3» spielten sich derweil dramatische Szenen ab.

Forderung nach Menschlichkeit

Die EU-Staaten müssten den Flüchtlingen unverzüglich einen «sicheren Hafen» anbieten, forderte die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatovic, am Freitag. Die Gesundheit und Sicherheit der Kinder, Frauen und Männer an Bord der Schiffe dürfe nicht länger gefährdet werden, schrieb sie im Kurzbotschaftendienst Twitter. «Menschlichkeit und Mitgefühl müssen die Oberhand gewinnen.»

Seit ihrer Rettung vor der Küste Libyens würden die Flüchtlinge auf der «Sea-Watch 3» seit zwei Wochen «auf dem Meer allein gelassen», kritisierte auch das Hilfsbündnis Mediterranea. Das sei ein «neuer Rekord der Schande».

Flüchtling springt über Bord

An Bord der «Sea-Watch 3» zeigte sich unterdessen, wie verzweifelt die Flüchtlinge inzwischen sind. Einer von ihnen sprang am Freitag über Bord, um zu versuchen, schwimmend Malta zu erreichen. «Nach ein paar Metern hat er wegen der Kälte und der Strömung aufgegeben und wurde mit einem Rettungsring zum Schiff zurückgezogen», sagte der Fotograf Federico Scoppa AFP.

«Die Migranten schlafen auf dem Boden. Wir haben Hygieneprobleme», sagte der Einsatzleiter der «Sea-Watch 3», Philip Hahn, dem Sender «Radio 24». Die Lage werde «psychologisch immer schwieriger».

Drei Kinder an Bord im Alter von einem, sechs und sieben Jahren müssten sich «ständig übergeben», sagte Alessandro Metz von Mediterranea. Ihnen drohten Dehydrierung und Unterkühlung. Mediterranea und Sea-Watch belieferten die Flüchtlinge am Freitag mit Lebensmitteln und frischem Wasser.

Aufnahmeangebot von italienischen Städten

An Bord der «Sea-Watch 3» befinden sich insgesamt 32 Flüchtlinge, darunter drei Kinder und drei unbegleitete Jugendliche. Die vier Frauen an Bord stammen aus Nigeria, Libyen und der Elfenbeinküste. Die Flüchtlinge waren am 22. Dezember vor der Küste Libyens gerettet worden. An Bord eines Hilfsschiffes der Organisation Sea-Eye befinden sich 17 weitere Flüchtlinge. Sie warten seit dem 29. Dezember darauf, in Europa an Land gehen zu können.

Malta, Italien und Spanien lehnen eine Aufnahme der Flüchtlinge ab. Deutschland und die Niederlande erklärten sich nur unter der Bedingung zur Aufnahme bereit, dass andere Länder auch mitmachen. Mehrere deutsche und italienische Städte äusserten ihre Bereitschaft, die Menschen an Bord der Schiffe aufzunehmen.

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