Mehrheit für völliges Verbot von Tabakwerbung

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Deutschland,

Rauchen ist gesundheitsschädlich - das bestreitet niemand. Experten drängen daher seit Jahren, Reklame auch auf Litfasssäulen und Co. zu untersagen. Aber wie kämen einschneidende Beschränkungen an?

Raucherin. Foto: Christoph Schmidt/Illustration
Raucherin. Foto: Christoph Schmidt/Illustration - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Debatte über weitere Massnahmen zum Schutz der Gesundheit ist laut einer Umfrage die grosse Mehrheit der Bundesbürger für ein Ende der Tabakwerbung - und für höhere Tabaksteuern.

Ein vollständiges Werbeverbot befürworten 69 Prozent, wie die Umfrage im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft ergab. Dagegen sind 27 Prozent. Eine höhere Besteuerung begrüssten sogar 75 Prozent, ablehnend äusserten sich 23 Prozent. Auch bei Alkohol gibt es demnach eine Mehrheit für entsprechende Massnahmen.

In die lange festgefahrene Diskussion um ein Verbot der Tabakwerbung auf Plakatflächen ist Bewegung gekommen. Die Fachpolitiker der Union einigten sich darauf, dass die bestehenden Beschränkungen auch auf Aussenwerbung ausgeweitet werden sollten. Es soll aber nicht um ein Pauschalverbot gehen.

In der vorigen Wahlperiode war ein Anlauf am Widerstand der Union gescheitert. Das Kabinett stimmte 2016 einem Entwurf zu, ein Gesetz wurde daraus nie. Verboten ist Tabakwerbung etwa schon in Radio und Fernsehen, Zeitungen und Zeitschriften.

Am grössten ist die Zustimmung zu einem vollständigen Werbeverbot laut der Umfrage nun bei den 18- bis 29-Jährigen mit 77 Prozent. Geringer fällt sie mit 66 Prozent bei den Befragten ab 45 aus. Ein komplettes Verbot findet bei Frauen (72 Prozent) grössere Unterstützung als bei Männern (66 Prozent) - und auch bei Nichtrauchern (72 Prozent) als bei Rauchern (59 Prozent), wie die Umfrage ergab. Befragt wurden vom 4. bis 8. Februar 1003 Menschen ab 18 Jahren vom Institut Forsa.

SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach erklärte am Montag, seine Partei wolle seit langem ein Tabakwerbeverbot, scheitere aber immer wieder an der CDU. «Wann sind die Kollegen endlich so weit, das Überleben der Kinder von heute durch Umwelt- und Verbraucherschutz höher zu werten als Lobby- und Wirtschaftspolitik?», schrieb er bei Twitter.

Auch andere Gesundheitsexperten fordern seit längerem schärfere Werberegeln. Die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) argumentiert, sie könne den Satz nicht mehr hören, Tabak sei legal, deshalb müsse Werbung erlaubt sein. Bei 120.000 Tabaktoten im Jahr könne man sich nicht zurücklehnen.

Der Deutsche Zigarettenverband warnte dagegen kürzlich anlässlich einer Anhörung im Bundestag, ein vollständiges Verbot wäre ein «unverhältnismässiger Grundrechtseingriff» in die Freiheit zu werben. Massgebend für den Rauchbeginn besonders von Minderjährigen sei das Rauchverhalten in Freundeskreis und Familie - nicht die Werbung für Tabakerzeugnisse.

Eine Ausdehnung von Rauchverboten auf den gesamten öffentlichen Raum - also etwa Parks, Strassen und Plätze - findet laut der Umfrage für die Versicherungswirtschaft dagegen keine Mehrheit. Dafür sprachen sich 42 Prozent der Befragten aus, 54 Prozent lehnten dies aber ab.

Eine Mehrheit der Bundesbürger würde demnach aber auch ein völliges Verbot von Alkoholwerbung begrüssen. Dafür sprachen sich 58 Prozent der Befragten aus, 36 Prozent lehnten das ab. Eine höhere Besteuerung von Alkohol befürworten 59 Prozent, 37 Prozent sind dagegen.

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