«Kahlschlag» verhindert - diesen Erfolg schreibt sich der Betriebsrat des Lastwagenbauers auf die Fahnen. Mit dem MAN-Vorstand fand er nach monatelangem Streit eine Lösung für eine Neuausrichtung ohne Kündigungen.
Ursprünglich hatte MAN den Abbau von 9500 der 36.000 Stellen in Deutschland und Österreich geplant - nun sind es deutlich weniger. Foto: Daniel Karmann/dpa
Ursprünglich hatte MAN den Abbau von 9500 der 36.000 Stellen in Deutschland und Österreich geplant - nun sind es deutlich weniger. Foto: Daniel Karmann/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Vorstand und Betriebsrat des Lastwagenbauers MAN haben sich auf den Abbau von 3500 Stellen in Deutschland bis Ende nächsten Jahres verständigt - weit weniger, als von MAN zunächst geplant.

Wie das Unternehmen am Dienstag in München mitteilte, steht ausserdem das österreichische Lkw-Werk Steyr mit 2200 Beschäftigten zur Disposition. Hier prüft der Vorstand alle Optionen, «inklusive die eines Verkaufs oder einer Schliessung».

MAN-Betriebsratschef Saki Stimoniaris sagte: «Kernpunkte des Papiers sind der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen an den deutschen Standorten, umfangreiche sozialverträgliche Massnahmen und Perspektiven für alle Kolleginnen und Kollegen.» MAN-Vorstandschef Andreas Tostmann erklärte: «Das wird ein langer und steiniger Weg. Aber wir werden ihn jetzt mutig gemeinsam gehen und alles dafür tun, damit MAN in die Gewinnzone zurückkehrt.»

Der zur VW-Tochter Traton gehörende Bus- und Lastwagenbauer soll zu einem «führenden Nutzfahrzeughersteller im Bereich Elektro- und Wasserstoffantriebe» umgebaut werden. Das Eckpunktepapier sieht «eine Neuaufstellung des Entwicklungs- und Produktionsnetzwerks mit einem starken Fokus auf Zukunftstechnologien» vor.

Ursprünglich hatte MAN den Abbau von 9500 Stellen in Deutschland und Österreich geplant - davon etwa 5600 im Lkw-Werk München, im Dieselmotorenwerk Nürnberg und im Komponentenwerk Salzgitter. Der Betriebsrat hatte die ursprünglichen Pläne als «Kahlschlag» bezeichnet und war vor Gericht dagegen vorgegangen.

Jetzt ist vorgesehen, dass in München, wo bislang mit unbefristeten und Leiharbeitskräften insgesamt 9200 Beschäftigte tätig waren, Ende 2022 noch 7500 Stammmitarbeiter beschäftigt sind. Im Dieselmotorenwerk Nürnberg, wo bisher insgesamt 3700 Mitarbeiter beschäftigt waren, sollen in zwei Jahren 3100 Stammmitarbeiter auch Elektro- und Wasserstoffantriebe entwickeln und bauen.

Salzgitter, wo bislang 2400 Mitarbeiter arbeiten, bleibt mit 1900 Stammbeschäftigten der Montagestandort für nichtangetriebene Achsen von MAN und Scania. Das kleine Werk Wittlich in Rheinland-Pfalz bleibt erhalten. Im sächsischen Plauen bekommen alle 150 Mitarbeiter des MAN-Werks das Angebot, ins VW-Werk Zwickau zu wechseln. Den Bau leichter und mittlerer Lastwagen erwägt MAN von Steyr nach Polen zu verlagern. Mit der Neuausrichtung will MAN sein Ergebnis um 1,7 Milliarden Euro verbessern.

Betriebsratschef Stimoniaris sagte, das Eckpunktepapier sichere die Zukunft der Arbeitsplätze und des Unternehmens: «Die Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in die einzelnen Standorte sind festgelegt.» Die Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen sollen in diesem Jahr abgeschlossen werden.

MAN schwächelt schon seit Jahren. Die EU-Klimavorgabe, bei Lastwagen bis zum Jahr 2025 15 Prozent und bis 2030 mindestens 30 Prozent weniger Kohlendioxid auszustossen, erhöht den Druck. Dazu kommt zurzeit die Corona-Krise.

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