Der Mord an Luise (†12) schockiert und macht fassungslos. Wie es den Eltern und der Schwester geht, lässt sich nur erahnen. Ein Trauer-Experte schätzt ein.
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Auch über eine Woche nach der Tat suchen immer noch Menschen die Stelle im Wald bei Freudenberg (D) auf, an der das Mädchen verstorben ist und nehmen Abschied von Luise (†12). - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor gut einer Woche haben zwei Mädchen (12, 13) ihre Mitschülerin Luise (†12) getötet.
  • Bei den Eltern stelle sich die Frage des Weiterlebens noch nicht, so ein Trauer-Experte.
  • Im Moment ginge es nur ums Überleben – Tag für Tag.
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Noch immer sitzt der Schock im deutschen Städtchen Freudenberg tief: Vor über einer Woche haben zwei Mädchen (12, 13) ihre Mitschülerin Luise (†12) erstochen. Anschliessend haben sie das Mädchen im Wald liegen gelassen.

Während die Gemeinschaft im Städtchen versucht, zur Normalität zurückzukehren, dürfte dies Luises Verwandtschaft deutlich schwerer fallen. Laut dem deutschen Trauer-Experten Dirk Matzik könne man nur erahnen, wie es der Familie des Opfers gehe.

«Es ist anzunehmen, dass sie noch vollkommen unter Schock steht und noch nicht richtig begriffen hat, was passiert ist. Die Psyche lässt es zu Beginn oft gar nicht zu – dieses Aufnehmen und Verarbeiten», erklärt er gegenüber «Focus».

«Eine Frage des Überlebens»

Diese Tat sei so etwas Ungeheuerliches, dass es vorerst keine Frage des Weiterlebens sei. «Sondern eine Frage des Überlebens – Tag für Tag». Für die Familie gehe es zunächst darum, ganz grundlegende Dinge wie essen, trinken oder schlafen zu meistern. Hier könne das soziale Umfeld bereits eine grosse Hilfe sein.

Luise Freudenberg
Die Schule, auf die das Mädchen Luise (†12) gegangen ist. Hier findet der Unterricht seit Donnerstag wieder statt.
Luise Freudenberg Schule
Vor der Schule ist eine Pflanze zum Gedenken an Luise (†12) abgestellt worden.
Luise Freudenberg
Menschen besuchen die Stelle im Wald, an der Luise (†12) verstorben ist.
Luise Freudenberg
Für die Eltern und die Schwester geht es laut einem Trauer-Experten zunächst darum, einfache Dinge wie essen und schlafen zu meistern. (Symbolbild)

«Es wäre auf jeden Fall wünschenswert, wenn es Menschen um die betroffene Familie gibt, die einfach erstmal da sind. Die signalisieren: Wir sind da, ihr müsst auch nicht reden», sagt Matzik.

Es seien «einfache Dinge» wie einkaufen oder Essen vorbeibringen, die nun viel Trost spenden könnten.

Sprüche und Ratschläge würde der Trauer-Experte vermeiden. Es gehe darum, der Familie zu zeigen, dass sie über den Verlust sprechen könne.

«Familie muss lernen, darüber zu sprechen»

«In der ersten Zeit wird es vor allem Ohnmacht sein, vielleicht Apathie. Man weiss nicht, wie einem geschieht. Aber in den nächsten Wochen wird sich das ändern und die Familie muss lernen, darüber zu sprechen.» Es sei wichtig, nicht mit seiner Trauer und Wut allein zu bleiben.

Haben Sie den tragischen Fall der in Deutschland getöteten Luise (†12) mitverfolgt?

Natürlich lasse sich so eine Tat nicht schnell vergeben. Aber: «Solange ich einen Feind bekämpfe, finde ich keinen Frieden. Und die Konzentration auf die Schuld kann auch verhindern, dass der Schmerz ins Fliessen kommt.» Und dies sei eben für die Heilung notwendig.

Matzik glaubt, dass es für Luises Familie möglich ist, dass sie irgendwann mal wieder glücklich ist: «Es kann lange dauern, wahrscheinlich sogar einige Jahre und es erfordert eine aktive Auseinandersetzung mit dem Verlust. Aber dann kann auch sie – mit ihrer Trauer um die verstorbene Tochter, die Schwester – wieder glücklich sein.»

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