London kündigt landesweite Untersuchung zu Grooming Gangs an
Die britische Regierung gibt grünes Licht für eine weitere Untersuchung zu bandenmässigem sexuellem Missbrauch.

Die britische Regierung will nun doch eine zweite landesweite Untersuchung zu bandenmässigen Fällen von sexuellem Missbrauch anordnen. Das sagte der britische Premierminister Keir Starmer der Nachrichtenagentur PA zufolge. Entsprechende Forderungen der Opposition hatte der Regierungschef zuvor monatelang zurückgewiesen.
Es geht um den systematischen und jahrelangen sexuellen Missbrauch von schutzbedürftigen Mädchen und Frauen in verschiedenen Städten des Landes durch sogenannte Grooming Gangs oft pakistanisch-stämmiger Männer. Die Opfer, oft minderjährige Mädchen aus schwierigen Verhältnissen, wurden mit Alkohol und Drogen gefügig gemacht oder mit Gewalt zum Sex gezwungen und vergewaltigt.
Fehlverhalten bei Polizei und Behörden
Fälle wie in den Städten Rotherham und Rochdale hatten immer wieder gross Schlagzeilen gemacht, auch weil auffällig viele Täter aus Pakistan stammten. Die Opfer hingegen gehörten meist zur Mehrheitsbevölkerung.
Für Empörung sorgte vor allem, dass Polizei und Behörden oft lange Zeit tatenlos blieben – teils weil den Opfern nicht geglaubt wurde, teils aus Angst, als rassistisch zu gelten, wie die erste Untersuchung ergab.
Das Thema ist inzwischen stark politisiert und wird auch von rechtspopulistischen und rechtsextremen Akteuren ausgenutzt, um Stimmung zu machen. Grosse Aufmerksamkeit erhielt es zuletzt, als sich US-Multimilliardär Elon Musk öffentlich hinter die Forderung nach einer zweiten Untersuchung stellte und auch unbelegte Vorwürfe mit Nähe zu rechtsextremen Verschwörungstheorien gegen Starmer und andere Labour-Politiker erhob.
Zweite Untersuchung trotz Widerstand
Starmer hatte eine zweite Untersuchung lange ausgeschlossen. Er argumentierte, zuerst müssten die Empfehlungen der ersten, sieben Jahre dauernden Untersuchung umgesetzt werden. Das sei aber von der konservativen Vorgängerregierung verschleppt worden. Eine Überprüfung sei nun aber zu dem Ergebnis gekommen, dass eine zweite Untersuchung notwendig sei, teilte er mit.
Es geht dabei nicht um die strafrechtliche Aufarbeitung, die unabhängig davon geschieht. Dutzende Täter wurden bereits zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Bei den sogenannten Inquiries geht es um politische Konsequenzen.