Lahav Shani wird in Berlin empfangen

Janine Karrasch
Janine Karrasch

Deutschland,

Der deutsche Bundespräsident Steinmeier hat den im belgischen Gent nicht willkommenen israelischen Dirigenten Lahav Shani empfangen.

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Bundespräsident Steinmeier begrüsste den Dirigenten Lahav Shani (2.v.l). - Keystone

Das Flandern Festival in der belgischen Stadt Gent sorgte für internationale Empörung: Kurzfristig wurde das Konzert der Münchner Philharmoniker mit dem israelischen Dirigenten Lahav Shani abgesagt, so der «Bayerische Rundfunk».

Die Organisatoren begründeten ihre Entscheidung damit, dass Shani sich nicht ausreichend von der israelischen Regierungspolitik distanziert habe. In ihrer Stellungnahme bezeichneten die Veranstalter die israelische Regierung als «genozidales Regime in Tel Aviv».

Gehst du gerne an klassische Konzerte?

Das Festival rechtfertigte die Absage mit dem Wunsch, die «Ruhe des Festivals zu bewahren». Ironischerweise bewirkte diese Entscheidung jedoch genau das Gegenteil und entfachte eine heftige Debatte über Antisemitismus und Kulturboykotte.

Deutscher Bundespräsident empfängt Lahav Shani

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfing Shani persönlich in Berlin und bezeichnete die Ausladung als «klar antisemitisch». Er kritisierte, dass der Auftritt eines jüdischen Künstlers davon abhängig gemacht wurde, sich von der Politik seines Heimatlandes zu distanzieren.

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Bundespräsident Steinmeier übte scharfe Kritik an den Organisatoren in Gent. - Keystone

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer sprach laut «KOHA» von einem «gefährlichen Präzedenzfall» und «blankem Antisemitismus». Charlotte Knobloch vom Zentralrat der Juden historische Parallelen zu den anti-jüdischen Boykotten der NS-Zeit zog.

Die deutsche Politik zeigte sich geschlossen in ihrer Verurteilung des belgischen Vorgehens. Selbst der belgische Premierminister Bart De Wever distanzierte sich von der Entscheidung der Festivalorganisatoren und bezeichnete sie als «unverantwortlich».

Das Berliner Ersatzkonzert setzt ein Zeichen

Berlin lud die Münchner Philharmoniker mit Lahav Shani zu einem kurzfristigen Gastspiel beim Musikfest Berlin ein. Das Konzert wurde zu einer demonstrativen Geste gegen Antisemitismus und Kulturboykotte.

Die Sicherheitsvorkehrungen waren erheblich: Der Vorplatz des Konzerthauses wurde weiträumig abgesperrt, die Polizeipräsenz war deutlich sichtbar. Besucher mussten intensive Taschenkontrollen und doppelte Ticketüberprüfungen über sich ergehen lassen.

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Lahav Shani war von den Standing Ovations beim Berliner Konzert sichtlich gerührt. - Keystone

Das Publikum empfing Dirigent und Orchester mit grossem Applaus und Standing Ovations. berichtet «T-Online». Unter den Gästen befanden sich prominente Persönlichkeiten wie Ex-Kanzler Olaf Scholz und der renommierte Dirigent Daniel Barenboim.

Die Debatte um Kulturboykotte ist neu entfacht

Der Fall Shani reiht sich in eine grössere internationale Diskussion über die Legitimität von Kulturboykotten ein. Kritiker sehen darin eine gefährliche Vermischung von Kunst und Politik, die letztendlich der kulturellen Verständigung schadet.

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Schriftstellerin Eva Menasse, Tochter des Juden Hans Menasse, hat für Kulturboykotte kein Verständnis. - Keystone

Die jüdisch-katholische Autorin Eva Menasse argumentiert, dass Kulturboykotte grundsätzlich falsch seien und nur zu weiterer Polarisierung führten, so die «DW». Sie kritisiert eine Doppelmoral, bei der je nach politischer Ausrichtung unterschiedliche Massstäbe angelegt werden.

Andere europäische Konzerthäuser zeigten Solidarität mit Lahav Shani und den Münchner Philharmonikern. Die Philharmonie Luxembourg und das Théâtre des Champs-Élysées in Paris hielten an ihren geplanten Konzerten fest.

Kommentare

User #5475 (nicht angemeldet)

Nur Boykotte können Menschen zum Umdenken anregen.... Dass Dialog mit Netanyahu bisher nichts gebracht hat, zeigt, dass das zu wenig ist. Alle Anstrengungen haben nichts gefruchtet, den Konflikt Israel/Palästina zu befrieden. Leider.

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