Kosten für Energiewende sollen laut Reiche halbiert werden
Deutschlands Bundeswirtschaftsministerin Reiche will die Kosten für die Energiewende deutlich senken. Ein Gutachten zeigt erhebliche Sparpotentiale auf.

Katherina Reiche, die neue Bundeswirtschaftsministerin Deutschlands, kündigt im Interview bei «N-TV» einen radikalen Kurswechsel bei der Energiewende an. Die Kosten müssten laut der CDU-Politikerin dringend gesenkt werden, um die Transformation in eine nachhaltige Energieversorgung erfolgreich zu machen.

Demnach verteidigt Reiche ihre Position mit Verweis auf ein von ihr beauftragtes Gutachten, das erhebliche Einsparpotenziale aufzeigt.
Nur die Hälfte der Kosten
Bereits die Vorgängerregierung hätte laut Reiche vier- bis fünfmal so hohe Kosten für den Infrastrukturausbau veranschlagt. Mit den neuen Plänen soll nun der Finanzbedarf auf die Hälfte reduziert werden.
Experten beziffern in der Studie die Kosten für den bisherigen Ausbaupfad bis 2030 auf 700 bis 850 Milliarden Euro. Durch eine korrigierte Annahme für den Strombedarf – 600 statt 750 Terawattstunden in 2030 – sollen massive Einsparungen möglich sein.
Strategiewechsel in der Energiewende: Förderung und Leitungsbau
Die Ministerin will künftig keine festen Einspeisevergütungen für neue Wind- und Solar-Anlagen mehr zahlen lassen. Investoren würden dann nicht mehr für Jahrzehnte garantiert unterstützt, sondern nur noch gegen zu niedrige Marktpreise abgesichert.
Auch Solaranlagen auf privaten Dächern sollen laut Reiche künftig ohne staatliche Förderungen bestehen können. Dazu sollen neue Stromtrassen bevorzugt als Freileitungen statt teure Erdkabel entstehen, wie die «Augsburger Allgemeine» berichtet.
Weniger Zubau an Windrädern und Solarkraft bedeutet laut Ministerin weniger Bedarf an Netzausbau. Das spart hohe Investitionen ein, die bislang auf Verbraucher und Wirtschaft umgelegt wurden.
Ehrliche Bestandsaufnahme
Die Experten sehen die grössten Einsparungen bei einem gedrosselten Tempo und neuen Schwerpunkten im Ausbau erneuerbarer Energien und Netze. Das von Reiche vorgestellte Monitoring fasst aktuelle Studien zusammen.
Die Experten heben hervor, dass das übergeordnete Ziel, bis 2050 Netto-Null beim Kohlenstoffausstoss zu erreichen, weiterhin erreichbar sei. Sie mahnen jedoch, dass die jetzige Umsetzung der Energiewende zu statisch und teuer sei.
Entsprechend plädiert Reiche für «mehr Pragmatismus und Realismus» bei der Umsetzung der Energiewende. Bis Ende Sommer will Reiche eine ehrliche Bilanz vorlegen und dann über Korrekturen entscheiden, wie «N-TV» berichtet.