Die Anzahl der Hitzetoten steigt laut Forschern künftig weltweit um 370 Prozent. In einer Studie warnen sie vor den gesundheitlichen Gefahren vom Klimawandel.
Klimawandel
Ein junger Mann übergiesst sich mit einer Wasserflasche, um die Hitze zu bekämpfen. Eine Hitzewelle, die zweite für Spanien in weniger als einem Monat und die erste in diesem Jahr für Portugal, wird voraussichtlich mindestens bis zum Wochenende andauern, so die Behörden am Dienstag. Foto: Ricardo Rubio/EUROPA PRESS/dpa - sda - Keystone/EUROPA PRESS/Ricardo Rubio
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die globale Zahl der Hitzetoten wird bis zur Jahrhundertmitte um 370 Prozent steigen.
  • Weltweit gibt es heute doppelt so viele Hitzetage wie von 1986 bis 2005.
  • Aufgrund der Hitze kommt es zu vielen Arbeitsausfällen.

Mit drastischen Zahlen weisen Fachleute auf die gesundheitlichen Folgen der Klimakrise hin. Die Zahl der globalen Hitzetoten wird bis zur Mitte des Jahrhunderts um 370 Prozent steigen.

Dies auch dann, wenn der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur bei knapp unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit bliebe.

114 internationale Fachleute um Marina Romanello vom University College London haben den entsprechenden Bericht im Fachmagazin «The Lancet» veröffentlicht.

Für Kleinkinder und ältere Menschen lebensbedrohlich

Weltweit sind die Menschen demnach heute doppelt so vielen Tagen mit extremer Hitze ausgesetzt wie im Zeitraum 1986 bis 2005. Das ist insbesondere lebensbedrohlich für Kleinkinder und ältere Menschen.

Die Anzahl hitzebedingter Tode von Personen über 65 Jahre sind gegenüber den Jahren 1991 bis 2000 um 85 Prozent gestiegen. «Nichtstun wird uns teuer zu stehen kommen. Wir können es uns nicht leisten, so untätig zu sein. Der Preis dafür sind Menschenleben», sagt Romanello laut einer Mitteilung.

Machen Ihnen Hitzewellen zu schaffen?

Die zunehmende Hitze sorgt auch dafür, dass es immer weniger sichere Stunden zum Arbeiten oder Trainieren im Freien gibt. Zudem steigen die Gefahren durch Waldbrände und die Ausbreitung tropischer Infektionskrankheiten.

Zwar erkennen Forscher an, dass die Anzahl erneuerbarer Energien steigt und auch weitere Massnahmen zum Klimaschutz ergriffen werden. Emissionen können aber nicht schnell genug reduziert werden, um Klimagefahren auf einem zu bewältigten Niveau für unsere Gesundheitssysteme zu halten.

Klimawandel: Sommertemperaturen um 1,8 Grad gestiegen

Die hohen Temperaturen führten etwa in Deutschland dazu, dass 2022 rund 34 Millionen Arbeitsstunden hitzebedingt ausfielen. Das ist dem Bericht zufolge ein Anstieg um zwölf Prozent gegenüber dem Zeitraum 1991 bis 2000. Besonders betroffen vom Ausfall war der Bau.

Klimawandel
Die Folgen des Klimawandels sind drastisch: Bis zur Mitte des Jahrhunderts steigt die weltweite Anzahl an Personen, welche aufgrund der Hitze sterben, um 370 Prozent.
alte Menschen
Besonders lebensbedrohlich ist die Hitze für Kleinkinder und ältere Menschen. Die Anzahl hitzebedingter Tode von Personen über 65 Jahre sind gegenüber den Jahren 1991 bis 2000 um 85 Prozent gestiegen.
Luftverschmutzung
Eine Luftverschmutzung erhöht das Risiko von Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenkrebs, Diabetes, neurologischen Störungen und ungünstigen Schwangerschaftsausgängen.
Fleisch
2020 wurden global 1,9 Millionen Todesfälle mit übermässigem Verzehr von rotem Fleisch, verarbeitetem Fleisch und Milchprodukten in Verbindung gebracht. Forscher plädieren für eine pflanzenbasierte und fleischarme Ernährung.

«Der geringe Einsatz sauberer erneuerbarer Energien und die fortgesetzte Nutzung fossiler Brennstoffe und Biomasse führen zu einer hohen Luftverschmutzung.» Dies erläutern die Studienautoren.

Diese erhöhe das Risiko von Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenkrebs, Diabetes, neurologischen Störungen und ungünstigen Schwangerschaftsausgängen.

Forscher plädieren für fleischarme Ernährung

Ein weiterer Teil des Berichts widmet sich dem Zusammenhang zwischen Ernährung, Klimawandel und Gesundheit. So ermittelten die Wissenschaftler, dass weltweit die Haltung von Nutztieren für 57 Prozent aller Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft verantwortlich ist.

2020 wurden global 1,9 Millionen Todesfälle mit übermässigem Verzehr von rotem Fleisch, verarbeitetem Fleisch und Milchprodukten in Verbindung gebracht. Die Forscher plädieren deshalb für eine pflanzenbasierte und fleischarme Ernährung.

Tode durch Luftverschmutzung gehen zurück

Doch die Wissenschaftler haben auch Positives zu berichten. So sind die weltweiten Todesfälle, die auf Luftverschmutzung zurückzuführen sind, seit 2005 um 15,7 Prozent gesunken. Zudem wurden 2022 rund 1500 Milliarden Euro in saubere Energien investiert, 61 Prozent mehr als in fossile Energien.

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