Klima- und Umweltänderungen führen zu Artenwandel im Watt

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Deutschland,

Muscheln, Schnecken oder Würmer: Einige Tiere kommen im Wattenmeer laut einer Studie aber deutlich weniger vor als noch vor 40 Jahren. Die Gründe dafür sehen Forscherinnen und Forscher am Festland.

Kommt der Studie zufolge weniger im Wattenmeer vor: die Gemeine Wattschnecke (Peringia ulvae).
Kommt der Studie zufolge weniger im Wattenmeer vor: die Gemeine Wattschnecke (Peringia ulvae). - -/Senckenberg/dpa

Im Wattenmeer vor der ostfriesischen Küste hat sich das Vorkommen bestimmter Tiere wie Schnecken, Muscheln, Krebsen und Würmern einer Studie zufolge in den vergangenen rund 40 Jahren teils deutlich verringert.

Forscherinnen und Forscher des Instituts Senckenberg am Meer (Wilhelmshaven) und der Universität Oldenburg führen dies vor allem auf einen seit den 1980er Jahren rückläufigen Nährstoffeintrag etwa aus der Landwirtschaft zurück. Dieser führe unter anderem zu einem Rückgang des Algenwachstums. Viele Lebewesen wie die Wattschnecke hätten dadurch weniger Nahrung. Einige Tiere profitierten dagegen vom verringerten Nährstoffeintrag.

«Seit den 1980er Jahren gelten strengere Anforderungen für die Landwirtschaft und für kommunale Kläranlagen, wodurch weniger Nährstoffe in die Flüsse, wie die Elbe, die Weser oder den Rhein gelangen – und damit auch in unser Untersuchungsgebiet», sagte die Senckenberg-Forscherin und Studienautorin Ingrid Kröncke. Die Experten sprechen von De-Eutrophierung.

Zahl der Tierarten von 90 auf 81 abgenommen

Für die kürzlich im Fachjournal «Frontiers in Marine Science» erschienene Studie, verglichen die Forscher Daten, die in den 1980er Jahren und 2018 an je rund 500 Stellen im ostfriesischen Wattenmeer, also zwischen den Ostfriesischen Inseln und dem Festland erhoben wurden. Demnach verringerte sich die Zahl der Tierarten nur wenig von 90 auf 81. «Viel signifikanter ist die Abnahme der Gesamt-Individuenzahl der Arten pro Quadratmeter: Hier gab es einen gemittelten Rückgang um circa 31 Prozent», sagte Kröncke.

Vor allem die Häufigkeit des Vorkommens der Gemeinen Wattschnecke (Peringia ulvae), des Bäumchenröhrenwurms (Lanice conchilega) und der Sandklaffmuschel (Mya arenaria) hat der Studie zufolge abgenommen, um mehr als 80 Prozent. Auch die Biomasse dieser Arten ging teils ebenso deutlich zurück – für Zugvögel, die im Wattenmeer rasten, und viele Fische verringerte sich also dieses Nahrungsangebot. Auf Seegraswiesen sowie auf Austern und andere Muscheln, die an Felsen wachsen, wirkte sich die bessere Wasserqualität der Studie zufolge dagegen positiv aus.

Mehr Wattwürmer

Ausserdem stellte das Team einen Zuwachs der Biomasse bei anderen Arten fest. Beim Wattwurm (Arenicola marina) etwa erhöhte sie sich um rund 75 Prozent. Einen Grund für diese Zunahme sehen die Forscher in dem Meeresspiegelanstieg. Dadurch werde eine stärkere Strömung ausgelöst, die mehr Sand auf die Wattflächen transportiere und so bessere Lebensbedingungen für den Wattwurm und andere Arten schaffe.

Seit den 1980er Jahren kamen zudem vier registrierte invasive Arten hinzu, die alle als tolerant gegenüber höheren Temperaturen gelten, etwa die Pazifische Auster (Magellana gigas).

Wie die Tierwelt vor dem erhöhten Nährstoffeintrag aussah, haben die Forscher nicht untersucht.

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