Aktivistisches Engagement kann unerwartete Folgen für die psychische Gesundheit haben. Einige Klima-Aktivisten leiden nun unter Burnout.
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Aktivistische Tätigkeiten können sich auf die psychische Gesundheit auswirken. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Fridays-for-Future-Aktivisten nannten Burnout als Folge ihrer Proteste.
  • Ein Betroffener erklärt, er habe 60 Stunden pro Woche in seinen Aktivismus investiert.
  • Eine Expertin sieht Burnout als eine der grössten Bedrohungen für die Klimabewegung an.
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Burnout ist ein Begriff, der oft mit übermässiger Arbeitsbelastung assoziiert wird. Doch wie die «Süddeutsche Zeitung» (SZ) berichtet, kann auch das Engagement für den Klimaschutz zu solchen Erschöpfungserscheinungen führen.

Luca Barakat, ein 18-jähriger Aktivist von Fridays for Future, erklärte gegenüber der Zeitung: «Einen Burnout merkt man nicht sofort. Oft erst dann, wenn es schon zu spät ist.» Luca hat sich fünf Jahre lang für die Bewegung eingesetzt und kürzlich wurde bei ihm Burnout diagnostiziert.

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Sich politisch einzusetzen, kann psychisch belastend sein.
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Einige Klima-Aktivisten leiden jetzt unter Burnout. (Archiv)
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Eine Expertin sieht Burnout als eine der grössten Bedrohungen für die Klimabewegung an.

Er beschrieb seine Erfahrungen mit dem Gefühl des «Ausgebranntseins». Oft sei es mit emotionaler Erschöpfung und einem Gefühl von Überforderung verbunden. Er gab an, mehr als sechzig Stunden pro Woche in seinen Aktivismus investiert zu haben: zunächst neben der Schule und später parallel zur Arbeit.

Aktivisten unter Druck

Insbesondere die Vorbereitung auf Anti-Rechts-Demonstrationen löste bei Luca Symptome wie Schlafstörungen oder Erbrechen aus. «Manchmal lag ich einfach nur in meinem Zimmer und starrte für eine Stunde lang die Rückseite meines Schranks an. Ich war komplett fertig», erzählte er der SZ. Heute befindet er sich in Therapie.

Luca ist nicht allein mit seinen Problemen. Amrei Küsel, eine weitere Aktivistin von Fridays for Future, berichtete ebenfalls von psychischen Belastungen durch ihr Engagement für den Klimaschutz. Wenn man sich mit dem Thema beschäftige, bekäme man dadurch ein Gefühl von Ohnmacht und Angst vor der Zukunft.

Die Herausforderung des Engagements

Politische Aktivität bringt viel Verantwortung mit sich – eine Tatsache, die Amrei belastete. Sie erinnere sich, dass sie vor einem Grossstreik Schlafprobleme bekam. Der Grund waren Träume darüber, wie viel es noch zu erledigen gab, was sie aus dem Schlaf riss.

Bereits vergangenes Jahr wies die Psychologin Janna Hoppmann auf das Risiko des Ausbrennens bei aktivistischem Engagement hin: «Aktivistisches Engagement erfordert enorm viele psychische Ressourcen.»

Gleichzeitig sieht sie Burnout als eine der grössten Bedrohungen für die Klimabewegung an. Wenn Aktivisten aufgrund von Burnout aus Bewegungen ausschieden, entstünden Wissens- und Ressourcenlücken.

Hatten Sie schon mal ein Burnout?

Hoppmann sprach auch über Strategien zur Vermeidung maximaler Erschöpfung, darunter Selbstfürsorge. Sie rät dazu, sich zu fragen: «Worauf möchte ich bei meiner Struktur am Tag und in der Woche besonders achten? Welche Form von Sport und Bewegung könnte für mich ein guter Ausgleich sein?»

Trotz der Herausforderungen sind viele Aktivisten leidenschaftlich engagiert. Als die SZ Luca fragte, warum er den Stress auf sich nimmt, antwortete er: «Weil die letzten fünf Jahre mit Abstand auch die grösste Bereicherung in meinem Leben waren. Und hätte ich die Möglichkeit, mich noch mal dafür zu entscheiden, würde ich es immer wieder tun.»

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