Erstmals haben die Mitglieder des Bündnisses für nachhaltige Textilien offenlegen müssen, wie sie für bessere Sozial- und Umweltstandards eintreten wollen.
Kleidungsstücke hängen in einem Kleiderschrank.
Kleidungsstücke hängen in einem Kleiderschrank. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Mitglieder des Bündnisses für nachhaltige Textilien haben ihre Ziele vorgelegt.
  • Zu den Plänen gehört unter anderem die systematische Erfassung der Zulieferer.

Sie versprechen weniger schädliche Chemikalien und wollen mehr Bio-Baumwolle: Erstmals haben die Mitglieder des Bündnisses für nachhaltige Textilien offenlegen müssen, wie sie für bessere Sozial- und Umweltstandards bei ihren Lieferanten eintreten wollen. Wie das Bündnis am Montag mitteilte, wurden die ersten 60 Roadmaps nach externer Prüfung veröffentlicht. Seit diesem Jahr müssen teilnehmende Unternehmen und Verbände ihre Fortschritte dokumentieren und veröffentlichen.

Zu den verbindlichen Zielen des 2014 von Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) gegründeten Bündnisses gehört etwa die systematische Erfassung der Zulieferer und die Verbannung von 160 schädlichen Chemikalien aus der Produktion. Ausserdem müssen die Mitglieder bis 2020 gemeinsam mindestens 35 Prozent Bio-Baumwolle einsetzen und Massnahmen gegen Kinderarbeit ergreifen.

Insgesamt hat das Bündnis derzeit 128 Mitglieder, von denen 116 Berichte einreichen müssen. Zu den Mitgliedern gehören Unternehmen, Verbände und Gewerkschaften sowie die Regierung. Die Unternehmen erwirtschaften laut Bündnis fast die Hälfte des deutschen Umsatzes mit Kleidung.

Freiwillige Teilnahme

Die Teilnahme an dem Bündnis ist aber freiwillig, weshalb dieses Jahr bereits 25 Mitglieder das Bündnis verlassen haben. «Das wirkt wie ein Exodus, ist aber nicht so», sagte eine Sprecherin. Es seien vor allem Verbände und kleine Unternehmen ausgetreten, für die die Dokumentationspflichten nicht leistbar gewesen wären. Die Marktabdeckung sei deshalb kaum gesunken. So gehören etwa die Modehändler H&M und C&A dazu, während andere grosse Händler wie Karstadt, Kaufhof oder Zalando nicht vertreten sind.

Die Mitglieder starten an ganz unterschiedlichen Ausgangspunkten. Die Billigkette Kik etwa will den Anteil der nachhaltigen Baumwolle in ihren Textilien auf gerade mal 0,45 Prozent heben. Auf der anderen Seite steht der Otto-Konzern, der den Anteil nachhaltiger Baumwolle dieses Jahr von 78 auf 85 Prozent steigern will.

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Renate Künast kritisierte, dass sich gerade bei den existenzsichernden Löhnen für die Näherinnen wenig bewege. Ausserdem kritisierte sie das Prinzip der Freiwilligkeit. «Was wir in der globalen Textilindustrie brauchen, sind verbindliche Sorgfalts- und Transparenzpflichten für alle Textilunternehmen entlang der gesamten Produktions- und Lieferkette.» Sie forderte eine europäische Richtlinie, die Transparenz und Sorgfalt regelt. «Von allein werden die Menschenrechte nicht eingehalten und erkennen die Kunden nicht, was sie kaufen.»

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