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Mönchsfigur beim Katholikentag
Mönchsfigur beim Katholikentag - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Organisatoren kündigen Debatte über neue Veranstaltungsformen an.

Deutschen Katholikentag sind 27.000 Besucherinnen und Besucher nach Stuttgart gekommen und damit deutlich weniger als beim letzten Katholikentag 2018 in Münster - damals kamen 80.000 Menschen. Zudem hätten dieses Jahr aber Hunderttausende die im Livestream oder Fernsehen übertragenen Veranstaltungen verfolgt, teilten die Veranstalter am Samstagabend mit. Am Sonntag endete der Katholikentag mit einer Schlussmesse, in der sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) gegen Antisemitismus wandte.

«Was das Christentum über die Jahrhunderte durch Abwertung und Verleumdung an Schuld auf sich geladen hat, ist schier unermesslich», sagte der DBK-Vorsitzende Georg Bätzing, der gleichzeitig Bischof von Limburg ist. Die Kirche setze sich «mit allen Kräften gegen jede Art von Antisemitismus ein».

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, forderte zum Ende des Gottesdienstes eine neue gesellschaftliche Debatte über den Stellenwert von militärischer Verteidigung in einer künftigen Friedensordnung. Die Ukrainer brauchten unbedingt Unterstützung, sagte sie. Militär allein aber könne die weltweiten Krisen, die der Krieg schon jetzt ausgelöst habe, nicht lösen. «Es braucht mehr Geld im Entwicklungsetat.»

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatten auf dem Katholikentag über den Ukraine-Krieg gesprochen, auch die Klimakrise war ein grosses Thema. Zudem wurde über die Krise der katholischen Kirche wegen der schleppenden Aufklärung des Missbrauchsskandals diskutiert.

Stetter-Karp appellierte an die Kirche, sich zu verändern und auf das Wesentliche zu besinnen. Zu lange habe sie Reformen verweigert und Machtmissbrauch ermöglicht. «Das muss aufhören», forderte sie.

Bätzing erklärte, es müsse mit Vertretern der Weltkirche noch mehr über die im sogenannten synodalen Weg geforderten Veränderungen gesprochen werden. Der synodale Weg ist ein Diskussionsforum, in dem Bischöfe und Laien gemeinsam Reformvorschläge machen wollen. Die Kirche in Deutschland sei aber «keine Insel», die Fragen habe, die es sonst in der Weltkirche nicht gebe, fügte Bätzing hinzu.

Angesichts der Teilnehmerzahlen verwies ZdK-Präsidentin Stetter-Karp darauf, dass dieser Katholikentag nicht mit vorangegangen zu vergleichen sei. Es habe lange die Sicherheit gefehlt, ob er wirklich als Präsenzveranstaltung stattfinden könne. Der Katholikentag in Stuttgart war seit Beginn der Corona-Pandemie der erste, der wieder in Präsenz abgehalten wurde.

ZdK-Generalsekretär Marc Frings kündigte an, dass schon bald debattiert werden solle, in welcher Form der Katholikentag in die Zukunft abgehalten werden soll. Nur noch gemeinsame Treffen mit der evangelischen Kirche zu veranstalten, sei aufgrund eines «komplett unterschiedlichen Zeitspektrums in der Vorbereitung» nicht so einfach. Es gebe aber Überlegungen für einen vierten Ökumenischen Kirchentag.

Der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) lud in seiner Funktion als Präsident des nächsten Evangelischen Kirchentags in Nürnberg 2023 am Sonntag dazu ein. Der nächste Katholikentag ist für 2024 in Erfurt geplant.

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