Karneval in Deutschland: Jecken-Comeback im «Sunnesching»
Am Dienstag um 11.11 Uhr wurde in Köln, Düsseldorf und weiteren Hochburgen des Karnevals die neue Session eröffnet.

In Köln, Düsseldorf und anderen deutschen Hochburgen des närrischen Frohsinns ist am Dienstag um 11. 11. Uhr die neue Karnevalssession eröffnet worden.
In Köln, wo der 11.11. traditionell besonders gross gefeiert wird, hatten sich bei strahlendem «Sunnesching» (Sonnenschein) Tausende Kostümierte von auswärts eingefunden. Frei nach einem Motto von Entertainer Guido Cantz: «In Köln klappt nicht alles, aber was wir definitiv können, ist feiern.»
Karneval stärkt Zusammenhalt in gespaltenen Zeiten
Kölns oberster Karnevalist Christoph Kuckelkorn hob die zusammenbringende Kraft des Karnevals in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung hervor. «Karneval ist eine ganz grosse, ich sage mal, ganzheitliche Therapiesitzung für das gesamte Rheinland», sagte der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
«Man geht auf die Menschen zu, man integriert sie in das Leben, man holt sie mit an den Tisch», sagte Kuckelkorn. «Und das ist gerade in der Zeit der Spaltungen in unserer Gesellschaft ein ganz wichtiges Element.» In einer Millionenstadt wie Köln, wo fast 200 Nationen zusammenlebten, sei der Karneval eine grosse integrative Kraft.
Rund 2650 Einsatzkräfte sichern Karneval in Köln
Allerdings stellt sich für Köln (Nordrhein-Westfalen) jedes Mal die Aufgabe, den Ansturm der Partytouristen in geregelte Bahnen zu lenken. Diesmal war die Polizei dort mit etwa 1000 Beamten präsent. Dazu kamen 450 Beschäftigte des Ordnungsamtes und 1200 Mitarbeiter privater Sicherheitsdienste.
«Viele Gäste kommen nach Köln, und das ist auch schön so», sagte Karnevalspräsident Kuckelkorn. «Aber die Stadt läuft dann auch über, und nicht jeder findet den Platz, den er eigentlich zum Feiern braucht.» Deshalb gebe es «am Rande immer Erscheinungen», die «nicht so toll» seien. «Dem müssen wir uns stellen.»
Die meisten Köln-Besucher steuern am 11.11. den Bereich um die Zülpicher Strasse an, das sogenannte «Kwartier Latäng». Das Studentenviertel gilt mit seinen vielen Bars und Kneipen schon lange als Hotspot, der auch an normalen Wochenenden viele Feierfreudige von auswärts anzieht. Schon um 11.35 Uhr meldete die Stadt, dass die «Jecken-Auslastung» sehr hoch sei und die Zugänge bis auf Weiteres gesperrt würden.
Karneval in Düsseldorf: Hoppeditz nimmt Merz aufs Korn
Im nahe gelegenen Düsseldorf begann die Karnevalszeit damit, dass um 11.11 Uhr die Schelmen-Figur Hoppeditz zum Leben erwachte und vor dem Rathaus eine Spottrede hielt. Diesmal hatte er es insbesondere auf den deutschen Kanzler Friedrich Merz abgesehen, der zeitgleich seinen 70. Geburtstag feierte. Dieser halte sich mit Rudern fit, behauptete Hoppeditz: «So alle paar Wochen haut der einen raus, am Stück und dann rudert der wie blöde, und meistens zurück!»
Auch in anderen Städten feiern Jecken und Narren am «Elften im Elften» den Start in die neue Session. Wie das niederländische Fernsehen berichtet, wird der 11.11. auch dort immer populärer, zum Beispiel in 's-Hertogenbosch. Es gibt viele Verbindungen zwischen dem Karneval im Rheinland und dem in den angrenzenden südlichen Niederlanden, so heisst der Karneval in Köln «Fastelovend» und in Maastricht «Vastelaovend».
Die Bedeutung der Zahl 11 im Karneval
Warum genau der Karneval am 11. November losgeht, ist unklar. Es gibt Vermutungen: Es ist eine Schnapszahl, eine Narrenzahl, wie man im Mittelalter gesagt hätte. Einer mehr als die zehn Finger und einer weniger als die zwölf Apostel. Nichts Halbes und nichts Ganzes.
Ausserdem markierte der 11. November, der Martinstag, früher das Ende der Erntezeit. Man feierte dies mit einem Braten, der Martinsgans. Dabei trank man dann auch gern ein Glas zu viel. Nach getaner Arbeit liess man es sich gut gehen – zumal anschliessend eine Fastenzeit bis Weihnachten begann.










