Kanadisches Erbe: Millionen-Police ist nichts als Betrug
Der freigiebige nigerianische Prinz ist legendär. Doch Betrüger arbeiten stets neue und raffiniertere Geschichten zu angeblichen Millionen-Erbschaften aus.

Ganz gleich, welche fantastische Geschichte sich entspinnt: E-Mails, Briefe, Anrufe oder Faxe, in denen völlig unerwartet hohe Geldsummen versprochen werden, kommen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von Vorschussbetrügern. Ganz egal wie verlockend die vermeintlichen Erbschaften, Gewinnen oder Finanztransaktionen auch klingen.
Auch wenn der Erstkontakt üblicherweise per E-Mail stattfindet: Aktuell werden laut «Watchlist Internet» tatsächlich Faxe eines angeblichen kanadischen Anwalts versendet, in denen die Auszahlung einer Lebensversicherung in Aussicht gestellt wird. Man sei als letzter noch lebender Angehöriger des Verstorbenen ermittelt worden, geht die Erzählung der Betrüger weiter.
Wer erben will, soll erst mal zahlen? – Das ist Vorschussbetrug
Was wollen die Absender erreichen? Zum einen wollen die Kriminellen persönliche Daten abgreifen. Man soll etwa Nationalität, Vorname, Nachname, Adresse, Telefonnummer, Beruf, Beziehungsstatus und Alter übermitteln. Vor allem aber soll Geld fliessen. Die Überweisung einer «Bearbeitungsgebühr» wird gefordert, angeblich damit die Police ausbezahlt werden kann.
Das ist ein eindeutiger Hinweis auf sogenannten Vorschuss – oder Vorauszahlungsbetrug, bei dem die Opfer vorab viele Hundert oder Tausend Euro für angebliche Gebühren, Notarkosten oder Steuern zahlen sollen, die versprochenen Millionen aber natürlich nie erhalten.
Diese Seite gibt es wirklich – echt ist sie trotzdem nicht
Das Perfide: Wer nicht schon innerlich längst abgewinkt und den Betrugsversuch durchschaut hat, sondern sich vielleicht neugierig im Internet auf die Suche nach dem Anwalt macht, wird tatsächlich fündig. Die Betrüger haben sich nämlich die Mühe gemacht, eine passende Anwaltskanzlei-Seite zu fälschen.
Und in kanadischen Anwaltsregistern findet sich tatsächlich ein Anwalt dieses Namens und mit dieser Adresse, so «Watchlist Internet». Allerdings habe der Mann keine Internetpräsenz, was die Kriminellen mit der gefälschten Seite ausnutzten.
Ausgeklügelter Identitätsdiebstahl – soll Vertrauen schaffen
Und die Versuche der Betrüger, das Vertrauen ihrer Opfer zu erlangen, gehen noch weiter: Wer auf den Erstkontakt hin antwortet, etwa mit einer Nachfrage, wird weiter angefüttert. Im Anhang der Antwort-Mails finden sich dann etwa eine gefälschte Anwaltslizenz und sogar die Passkopie eines Mannes, der den Namen des Anwalts trägt.
Vielleicht handele es ich dabei sogar um den echten Pass des Anwalts, dessen Name missbraucht wird. Die Passkopie könnten die Kriminellen bei einem anderen Betrug erbeutet haben, vermuten die Verbraucherschützer.
Sie raten allen, die mit Vorschussbetrug in Kontakt kommen, zu folgendem Vorgehen: Nachrichten zu vermeintlichen Millionen-Erbschaften, -Gewinnen oder -Versprechen ignorieren und löschen. Nicht antworten, keine persönlichen oder sensiblen Daten übermitteln und keinesfalls Geld überweisen.
Wer dennoch Infos übermittelt oder Geld überwiesen hat, sollte rasch handeln: Umgehend bei der Bank versuchen, die Überweisung noch zu stoppen, bevor sie durchgeführt wird. Danach Anzeige bei der Polizei erstatten, weil die übermittelten persönlichen Daten für weiteren Betrug missbraucht werden könnten. Nicht zuletzt sollte man wachsam bleiben, weil die Kriminellen mit einiger Wahrscheinlichkeit versuchen, ihre Opfer auf einem anderen Weg und unter einem anderen Vorwand für weitere Betrügereien zu kontaktieren.