In der Region Berg-Karabach gilt nach neuen Gefechten nun der Kriegszustand zwischen Armenien und Aserbaidschan.
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Das Standbild aus dem vom armenischen Verteidigungsministerium veröffentlichten Filmmaterial zeigt nach Angaben des Ministeriums, wie armenische Streitkräfte ein aserbaidschanisches Militärfahrzeug an der Kontaktlinie der Republik Berg-Karabach in Aserbaidschan zerstören. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Armenien und in Teilen Aserbaidschans gilt der Kriegszustand.
  • Grund dafür sind neue Gefechte mit Toten und Verletzten in Berg-Karabach.
  • Unter den Toten sollen nach Angaben des Roten Kreuzes auch Zivilisten sein.

In der Konfliktregion Berg-Karabach gibt es nach neuen Gefechten viele Verletzte und auch Tote. Jetzt gilt sogar der Kriegszustand. Zahlreiche Länder rufen zur Deeskalation auf und wollen vermitteln.

In Aserbaidschan trat der Kriegszustand in der Nacht auf Montag in Kraft, wie Staatschef Ilham Aliyev entschied. In der Ex-Sowjetrepublik soll es in einigen Landesteilen abends Ausgangssperren geben.

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Frauen sehen nach der Gewalteskalation zwischen den verfeindeten Nachbarn Armenien und Aserbaidschan in einem Luftschutzkeller fern. - dpa

In Armenien mobilisierte Regierungschef Nikol Paschinjan in Eriwan bereits am Sonntag die Bevölkerung und verhängte im ganzen Land den Kriegszustand. Zuvor hatte Aserbaidschan eine Militäroperation gegen Berg-Karabach begonnen und eroberte mehrere Dörfer.

Zwischen den verfeindeten Ländern kam es nach Angaben beider Seiten am frühen Sonntagmorgen zu den Gefechten. Berg-Karabachs Hauptstadt Stepanakert sei beschossen worden, hiess es. Paschinjan wertete die Gefechte als Kriegserklärung gegen sein Volk.

Die von Armenien kontrollierte Region mit geschätzt 145'000 Einwohnern gehört völkerrechtlich zum islamisch geprägten Aserbaidschan. Es handelt sich um die schwerste Eskalation seit Jahrzehnten.

16 Tote und über 100 Verletzte

In Berg-Karabach wurden nach offiziellen Angaben 16 Soldaten durch Beschuss getötet und mehr als 100 verletzt. Aserbaidschan teilte mit, dass es fünf Tote und Verletzte in den eigenen Reihen gebe.

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Nikol Paschinjan, Ministerpräsident von Armenien, spricht bei einem Pressestatement im Bundeskanzleramt. - dpa

Armenien behauptete, dass 200 Soldaten auf der gegnerischen Seite getötet worden seien. Das bestätigte Baku jedoch nicht. Unter den Opfern sind nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz auch Zivilisten.

Beide Seiten gaben sich gegenseitig die Schuld für die Gefechte. Armenien behauptete, dass die Türkei Aserbaidschan unterstützt haben soll. Das Verteidigungsministerium in Eriwan habe Informationen dazu, dass etwa türkische Waffen zum Einsatz gekommen seien.

Regierungschef Paschinjan betonte bei einem Telefonat mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron auch, dass sich die Türkei sehr aggressiv verhalte. Ankara müsse abgehalten werden, sich in diesen Konflikt einzumischen. Eine Reaktion aus der Türkei gab es bislang nicht.

Armenien Aserbaidschan
Ilham Alijew, Präsident der Republik Aserbaidschan, spricht gestenreich bei einer Ansprache an die Nation. - dpa

Die EU, Deutschland und auch Russland riefen die Konfliktparteien auf, die Kämpfe sofort einzustellen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Konflikt um Berg-Karabach flammte zuletzt 2016 stark auf

Baku hatte in einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Kontrolle über das von christlichen Karabach-Armeniern bewohnte Gebiet verloren. Seit 1994 gilt in der Region eine Waffenruhe, die aber immer wieder gebrochen wurde. Zuletzt flammte der Konflikt 2016 stark auf – es starben mehr als 120 Menschen.

Das völlig verarmte Armenien setzt auf Russland als Schutzmacht, das dort Tausende Soldaten und Waffen stationiert hat. Das öl- und gasreiche Aserbaidschan hat die Türkei als verbündeten Bruderstaat.

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