Banking per Smartphone, Autoversicherungen je gefahrenen Kilometern, Zinsvergleiche für Tagesgeld: Deutsche Gründer setzen auf neue Geschäftsideen im Internet. Internationale Geldgeber bringen ihnen viel Vertrauen entgegen.
Ein Pfeil zeigt auf einer Konferenz den Weg zur Bühne für Start-ups. Zum Jahresbeginn haben deutsche Finanz-Start-ups Geld in Rekordhöhe eingesammelt. Foto: Jens Kalaene/ZB
Ein Pfeil zeigt auf einer Konferenz den Weg zur Bühne für Start-ups. Zum Jahresbeginn haben deutsche Finanz-Start-ups Geld in Rekordhöhe eingesammelt. Foto: Jens Kalaene/ZB - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Deutsche Finanz-Start-ups haben zum Jahresauftakt Geld in Rekordhöhe für ihre digitalen Geschäfte eingesammelt.

Im ersten Quartal warben die Firmen von Investoren 686 Millionen Euro ein und damit mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor (325 Mio Euro).

Das zeigen Zahlen der Beratungsfirma Barkow Consulting, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.

Demnach steckten Investoren von Januar bis März rund 77 Prozent mehr Geld in Finanz-Start-ups («Fintechs») als im bisherigen Rekord-Zeitraum, dem Schlussquartal 2018. Die Summe von 686 Millionen Euro entspreche mehr als der Hälfte der eingesammelten Gelder im gesamten Vorjahr, sagte Geschäftsführer Peter Barkow.

Finanz-Start-ups haben sich mit digitalen Geschäftsmodellen neben klassischen Banken etabliert. Mit ihrer Innovationskraft machen sie den Geldhäusern teils Konkurrenz, teils arbeiten sie mit ihnen zusammen. 2018 hatten Finanz-Start-ups hierzulande erstmals mehr als eine Milliarde Euro Wagniskapital eingesammelt. Unternehmen und Wagniskapitalfonds geben den Gründern Geld in der Hoffnung, dass sich ihre Ideen durchsetzen und ihnen hohe Gewinne einbringen.

Zum starken Jahresauftakt trugen üppige Geldspritzen in boomende Fintechs bei, während zugleich die Zahl der Deals um fast ein Drittel auf 26 einbrach. Damit zeigte sich abermals, dass sich das Geld von Investoren auf die wenigen erfolgreichen Start-ups am Markt konzentriert. So warb die Berliner Online-Bank N26 im Januar alleine rund 260 Millionen Euro von Fonds ein. In das Geldhaus, das mit komfortablen Geschäften per Smartphone wirbt, hatte 2018 schon der Versicherer Allianz investiert. N26 gilt als erstes Fintech-Einhorn in Deutschland, also als Start-up-Unternehmen, das mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet wird.

Hohe Summen flossen zudem an den Autoversicherer Friday, der Policen je nach gefahrenen Kilometern bepreist (114 Millionen Euro) sowie das Versicherungs-Start-up Wefox (110 Mio), das unter anderem den Abschluss von Hausrats- und Haftpflichtversicherungen per App in minutenschnelle anbietet. Ferner steckte eine Investorengruppe rund um den US-Zahldienst Paypal 100 Millionen Euro in die Berlin Firma Raisin, die Anlegern über das Portal «Weltsparen» Tages- und Festgelder bei Banken im Ausland vermittelt. Sie versprechen etwas höhere Zinsen als inländische Institute.

Der globale Trend zu immer grösseren Geldspritzen schlage sich auch in Deutschland nieder, sagte Barkow. «Deutsche Finanz-Start-ups haben aufgeholt und kommen an grosse Summen.» Jedoch lasse sich der starke Jahresauftakt nicht für das Gesamtjahr fortschreiben. Zudem sei in der Finanzierung von Start-ups auffällig, dass zwar deutsche Konzerne bei den Deals mitmischten, aber keine Wagniskapitalfonds: Dort dominierten Amerikaner. «Deutsche Adressen waren hier nicht dabei.»

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