Im TV-Interview: Macron bietet Atomwaffenschirm an
Frankreichs Präsident Macron hat im TV den europäischen Nachbarn einen nuklearen Schutzschirm angeboten. Doch dies ist an bestimmte Bedingungen geknüpft.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat in einem ungewöhnlich offenen Fernsehinterview erstmals einen nuklearen Schutzschirm für die europäischen Nachbarn angeboten. Frankreich sei bereit, grössere Verantwortung für die Sicherheit Europas zu übernehmen.
Macron betonte im TV, dass die Freiheit Europas nur durch Solidarität, Aufrüstung und glaubwürdige Abschreckung bewahrt werden könne. Sein Angebot richtet sich laut «Welt» vor allem an Länder wie Deutschland und Polen.
Macron macht im TV klar: Frankreichs Hilfe ist an Auflagen gebunden
Der französische Präsident machte jedoch deutlich, dass dieses Angebot an Bedingungen geknüpft sei. Die Kosten für einen solchen Schutzschirm müssten von den interessierten Ländern getragen werden.

Frankreich werde nicht für die Sicherheit anderer Länder zahlen. Zudem dürfe die Sicherheit anderer nicht auf Kosten der französischen Armee und der eigenen nationalen Verteidigung gehen.
Die Souveränität über die Atomwaffen, also die Entscheidung über deren Einsatz, bleibe ausschliesslich beim französischen Präsidenten. Damit bleibt Frankreichs «strategische Ambiguität» erhalten.
Europäische Sicherheitsarchitektur im Wandel
Macron sieht die erweiterte nukleare Abschreckung als Teil einer neuen europäischen Sicherheitsarchitektur. Schon seit 2017 wirbt er für mehr europäische Eigenständigkeit in Verteidigungsfragen und lädt andere Staaten zum strategischen Dialog ein.
Bereits 2020 hatte Macron interessierte Länder aufgefordert, an französischen Atomwaffenübungen teilzunehmen. Einige Staaten sollen dieses Angebot angenommen haben, auch wenn keine Namen genannt wurden.

Macrons Initiative zeigt, dass Europa angesichts globaler Unsicherheiten und einer schwächelnden NATO neue Wege sucht, um seine Sicherheit zu garantieren. Das Thema bleibt jedoch politisch und finanziell hoch umstritten.
Vorschlag stösst auf Kritik
Das Angebot Macrons im TV stiess sowohl im In- als auch im Ausland auf gemischte Reaktionen. In Frankreich kritisierten politische Gegner, Macron inszeniere sich als machtlos und verliere sich in langen Reden.
Rechts- und Linkspopulisten warfen ihm vor, mit dem Angebot, die nationale Kontrolle aufzugeben – eine Behauptung, die Macron ausdrücklich zurückwies. Besonders der Rassemblement National sieht Solidarität mit anderen EU-Staaten kritisch und lehnt eine stärkere europäische Integration in Sicherheitsfragen ab.
Auch innerhalb der EU gibt es Skepsis, ob ein französischer Atomschirm tatsächlich eine glaubwürdige Alternative zur amerikanischen Abschreckung bieten kann. Dennoch markiert Macrons Vorstoss einen wichtigen Schritt in der europäischen Sicherheitsdebatte.
Macrons innenpolitische Herausforderungen
Das TV-Interview zeigte laut «Tagesspiegel» auch, wie sehr Macron innenpolitisch unter Druck steht. Nach der Auflösung der Nationalversammlung wirkt der Präsident geschwächt und muss sich gegen den Vorwurf der Machtlosigkeit verteidigen.
Die französische Opposition kritisierte die Sendung laut «Welt» als «Rohrkrepierer». Sie warf Macron vor, keine klare Linie für die verbleibenden zwei Jahre seiner Amtszeit zu erkennen zu geben.

Trotzdem präsentierte sich Macron intellektuell wach und versuchte, als Staatsmann europäische Führungsstärke zu demonstrieren. Doch ob ihm das gelingt, bleibt angesichts der vielen Herausforderungen offen.