Hilfsorganisationen über anhaltenden Rüstungsboom empört
Mit Empörung haben Hilfsorganisationen auf den globalen Rüstungsboom reagiert. Allein mit dem Umsatz der Waffenhersteller könnte der Welthunger besiegt werden.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Umsatz der grössten Rüstungsfirmen ist auf 361 Milliarden Dollar gestiegen.
- Der Generalsekretär der Welthungerhilfe äussert sich entsetzt zu diesem anhaltenden Trend.
- Erstmals war unter den 25 grössten Waffenherstellern auch ein Hersteller aus den VAE.
«Es ist ein Skandal, dass die Umsätze der Rüstungsfirmen steigen, während das Geld für eine nachhaltige Bekämpfung des Hungers fehlt». So der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge, gegenüber der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (NOZ). Dies unter Verweis auf den aktuellen Bericht des Sipri-Friedensforschungsinstituts in Stockholm.
Dem Bericht zufolge haben allein die 25 grössten Rüstungskonzerne im vergangenen Jahr Geschäfte im Wert von 361 Milliarden Dollar getätigt. Damit haben sie ihren Umsatz um 8,5 Prozent gesteigert. Die Summe entspricht dem 50-fachen des Jahresbudgets der weltweiten UN-Friedensmissionen.
Mit diesem Umsatz müsste kein Mensch mehr hungern
Mogge wies auf Studien hin, wonach jährlich 40 bis 50 Milliarden Euro für die kommenden zehn Jahre ausreichen würden. Dies, «um den Welthunger bis 2030 zu besiegen». Das hiesse, «dass der Jahresumsatz dieser Firmen im Rüstungsgeschäft fast ausreichen würde, um keinen Menschen mehr hungern zu lassen». Kriege und Konflikte, die durch den internationalen Waffenhandel befeuert würden, seien zudem «die grössten Hungertreiber».

Dominiert wird die Liste der grössten Waffenhändler von den USA. Ihr Marktanteil unter den 25 grössten Waffenproduzenten lag Sipri zufolge im vergangenen Jahr bei 61 Prozent. Chinesische Hersteller belegten demnach Platz zwei mit einem Anteil von rund 16 Prozent. Erstmals war unter den 25 grössten Waffenherstellern auch ein Hersteller aus der Golfregion, aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Dem Sipri-Bericht zufolge belegten die US-Unternehmen Lockheed Martin, Boeing, Northrop Grumman, Raytheon und General Dynamics die ersten fünf Plätze. Die chinesischen Unternehmen Avic, Cetc und Norinco landeten auf den Plätzen sechs, acht und neun. Auf Platz sieben kam das britische Unternehmen BAE Systems.
Auch Airbus ist im Waffengeschäft tätig
Unter den 25 grössten Waffenherstellern waren insgesamt sechs westeuropäische Unternehmen, darunter der Flugzeugbauer Airbus (Platz 13). Zusammen kamen diese auf einen Marktanteil von rund 18 Prozent.
Der Umsatz chinesischer Waffenhersteller stieg dem Institut zufolge 2019 um fast fünf Prozent an. Diese Entwicklung falle mit den seit 2015 laufenden Modernisierungsmassnahmen der chinesischen Armee zusammen. So Lucie Beraud-Sudreau, Direktorin des Sipri-Programms für Waffen und Militärausgaben, gegenüber der AFP.

Der Hersteller Edge aus den Vereinigten Arabischen Emiraten belegte dem Bericht zufolge Platz 22 in der Rangliste. Das Unternehmen war 2019 durch einen Zusammenschluss von 25 kleinen Firmen gegründet worden.
Durchsetzung von internationalen Standards wird immer schwieriger
«Brot für die Welt»-Präsidentin Cornelia Füllkrug-Weitzel zeigte sich angesichts des Neuzugangs aus der Golfregion besorgt. Es werde nun «noch schwieriger werden, internationale Standards wie ‹Keine Waffen in Konfliktgebiete› durchzusetzen. Die doch eigentlich der internationale Waffenhandelsvertrag klar vorschreibt», sagte sie der «NOZ».