Die Generation Z sei faul, so behaupten es böse Zungen. Doch eine Umfrage liefert andere Erklärungen für die polarisierende Arbeitsmoral der jungen Menschen ...
Junge Frau Arbeiten
Die Gen Z sei nie richtig gefordert worden, findet Wirtschaftspsychologe Florian Becker. (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Generation Z ist häufiger als andere Altersgruppen unter- oder überfordert im Job.
  • Dies ergab eine Studie einer deutschen Versicherung.
  • Der Grund: Junge Menschen wurden nie richtig gefordert, so ein Wirtschaftspsychologe.
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Die Generation Z steht vor einer paradoxen Herausforderung auf dem Arbeitsmarkt. Trotz der Vielzahl an Möglichkeiten fühlen sich viele junge Arbeitnehmende überfordert. Sei es bei der Suche nach dem richtigen Job oder nach einem erfüllenden Berufsleben. Das ist das Ergebnis der Studie einer deutschen Versicherung.

Sie zeigt, dass die Gen Z häufiger als andere Altersgruppen unter Überforderung leidet. Aber auch das Gegenteil ist ein Problem: Die 18- bis 29-Jährigen sind häufiger von Bore-outs betroffen. Dies beschreibt die Erschöpfung durch Langeweile – viele sind also auch unterfordert.

Gen Z fühlt sich wegen Krisen hilflos

Diese Situation wird durch eine gesellschaftliche Tendenz verschärft. Denn junge Menschen werden immer weniger herausgefordert, meint Wirtschaftspsychologe Florian Becker bei «Focus». «Bei uns werden Menschen zu Low-Performern sozialisiert.»

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Eine deutsche Studie ergab: Die Generation Z ist im Vergleich zu anderen Altersgruppen häufiger unter- oder überfordert im Job.
Florian Becker
Der Wirtschaftspsychologe Florian Becker weiss den Grund dafür. «Viele junge Menschen sind nie richtig gefordert worden», so Becker.
Mann angestrengt Arbeit
Er fordert, dass wieder mehr Leistung von jüngeren Generation eingefordert wird.

Zur Über- oder Unterforderung kommt hinzu: Die Gen Z sei besonders von «externen Schocks» wie der Coronapandemie betroffen, sagt Resilienz-Trainerin Patrizia Thamm. Dies motiviere die Gen Z dazu, «im Hier und Jetzt zu leben». Das bedeutet, dass sie hohe Ansprüche an ihre Arbeit haben und diese «sofort verwirklichen» wollen.

Solche Krisen würden ein Gefühl der Hilflosigkeit und des Kontrollverlusts erzeugen, glaubt Becker. Die Krisen, die ältere Generationen erlebt haben, konnten sie meist beeinflussen: «Vielleicht war es mal blöd, aber ich oder meine Eltern konnten meist selbst was daran ändern. Das geht bei Corona oder dem Wetter in 100 Jahren weniger.»

«Viele junge Menschen sind nie richtig gefordert worden»

Grundsätzlich faul findet er die Generation Z nicht – er sieht aber auch die Älteren in der Pflicht. Er stellt nämlich fest: «Viele junge Menschen sind nie richtig gefordert worden.» Dies führe dazu, dass sie oft nicht wissen, wie sie mit Kritik umgehen sollen. Oftmals schockiere dies die Führungskräfte.

Becker argumentiert, dass es wichtig sei, junge Menschen herauszufordern und ihnen ehrliches Feedback zu geben.

Wie fühlen Sie sich im Job?

Auch Thamm sieht hier Handlungsbedarf: Sie rät der Generation Z dazu, das Gespräch mit dem Arbeitgeber zu suchen und offen für Veränderungen zu sein. Gleichzeitig sollten Führungskräfte ein gutes Gespür für ihr Team entwickeln und sowohl Über- als auch Unterforderung erkennen können.

Insgesamt fordert Becker ein Umdenken: «Erfolg darf nichts sein, das man einfach geschenkt bekommt.» Es sei notwendig, wieder mehr Leistung einzufordern und eine gesunde Form des Leistungsdenkens wiederzuentdecken.

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